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Verstehen gesellschaftlich-wissenschaftlicher Kontroversen anhand multipler Dokumente: Sprache als Glaubwürdigkeitskriterium

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 494819633
 
Der Text-Überzeugungskonsistenz-Effekt äußert sich in einem besseren Verständnis von Textinformationen, die mit den Überzeugungen der Leser übereinstimmen. Alle vorliegenden Untersuchungen zu diesem Effekt stützen sich allerdings auf experimentelle Texte, in denen gegensätzliche Perspektiven zu kontroversen gesellschaftlich-wissenschaftlichen Themen in nur einer einzigen Sprache dargestellt werden. Menschen, die Informationen zu solchen Themen im Internet recherchieren, lesen dabei jedoch meist mehrere Dokumente in verschiedenen Sprachen - oft in ihrer Muttersprache und in Englisch als der Lingua franca der modernen Informationsgesellschaft. Vor diesem Hintergrund soll sich das beantragte Projekt der Frage widmen, wie Menschen kontroverse Informationen verarbeiten, wenn sie Texte in ihrer Muttersprache und in ihrer Zweitsprache Englisch lesen.Dabei gehen wir von der Annahme aus, dass die Sprache eines Dokuments als Quellenmerkmal dient, das die Art und Weise, wie die Information verstanden wird, beeinflusst. Insbesondere dürften Dokumente, die in Englisch als der Hauptsprache der Wissenschaft verfasst sind, mit einer höheren Glaubwürdigkeit assoziiert werden als Dokumente, die in anderen Sprachen von geringerer globaler Bedeutung verfasst sind. Ein Ziel des Projekts besteht darin zu untersuchen, wie die Dokumentensprache als Quellenmerkmal den Text-Überzeugungskonsistenz-Effekt moderiert, wenn bilinguale Leser(innen) mehrere kontroverse Dokumente zu einem Thema in ihrer Erst- und Zweitsprache lesen. Ein weiteres Ziel besteht darin, die wahrgenommene Glaubwürdigkeit von Informationen als Mechanismus dieses Effekts zu etablieren.Insgesamt sind acht Experimente geplant, die diese allgemeinen Annahmen bei deutschen und iranischen Studierenden untersuchen. Die Proband(inn)en lesen mehrere Dokumente zu kontroversen gesellschaftlich-wissenschaftlichen Themen in ihrer Erstsprache (Deutsch oder Persisch) und in ihrer Zweitsprache Englisch. Die Experimente für die Sprachkombination Englisch-Deutsch werden vom Team des Antragstellers in Würzburg (Deutschland) durchgeführt. Die Experimente für die Sprachkombination Englisch-Persisch wird in Teheran (Iran) von Prof. Dr. Mohammad Nabi Karimi durchgeführt, der als Mercator-Fellow an dem Projekt beteiligt sein soll. Das Team des Antragstellers und der Mercator-Fellow werden bei der Entwicklung der Textmaterialien und Items eng zusammenarbeiten. Alle Materialien werden gründlich vorgetestet, wobei auf ihre Gleichwertigkeit in Bezug auf sprachliche Schwierigkeit und inhaltliche Vertrautheit geachtet wird. Das Projekt verspricht wichtige theoretische Beiträge zur Forschung über Text-Belief-Konsistenz und der Nutzung von Quelleninformationen beim Verstehen multipler Texte, indem es den Fokus der bisherigen Forschung auf mehrsprachige Lesekontexte ausweitet – ein Aspekt, der in der empirischen Forschung in den beiden Bereichen bislang keine Beachtung gefunden hat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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Textvergrößerung und Kontrastanpassung