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Regionale Eisflussmodellierung in Patagonien bis zurück zur Kleinen Eiszeit (RESPONSE)
Antragsteller
Dr. Johannes Fürst, seit 5/2024
Fachliche Zuordnung
Physische Geographie
Physik des Erdkörpers
Physik des Erdkörpers
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 495516510
Die Eisfelder Patagoniens haben seit dem Ende der Kleinen Eiszeit (um 1870) an Masse verloren. Beobachtungen zeigen, dass sich dieser Massenverlust in den letzten Jahrzehnten stark beschleunigt hat. Im Gegensatz zum Massenverlust ergaben Modellrechnungen positive Werte für die klimatische Oberflächenmassenbilanz sowohl des nördlichen als auch des südlichen patagonischen Eisfeldes. Diese Diskrepanz kann durch dynamische Massenverluste an den Eisfronten von Auslassgletschern, welche direkt ins Meer oder in Seen münden, geschlossen werden. Viele der prominenten Gletscher zeigten im letzten Jahrhundert Phasen von Beschleunigung und Rückzug. Auf regionalen Skalen ergibt sich allerdings ein heterogenes und asynchrones Bild dieser Rückzugsphasen. Die Bedeutung für den Gesamtmassenverlust ist bis heute unklar. Das Ziel dieses Projekts ist daher eine eisdynamische Modellierungsstrategie zu entwickeln, die den regionalen Kalbungsverlust von Eisfelder sowie die klimatische Oberflächenmassenbilanz seit der Kleinen Eiszeit angemessen erfasst. Zu diesem Zweck soll ein regionales Eisflussmodell in Patagonien angewendet werden. Schwerpunkt ist das Südliche Patagonische Eisfeld. Das Modell umfasst bereits eine angemessenen Beschreibung der Oberflächenmassbilanz. Darüber hinaus werden eine dezidierte Kalibrierung auf Fernerkundungsdaten sowie geeignete Ansätze zur Beschreibung submarinen Schmelzens und Eisbergkalbens für die dortigen langgestreckten Auslassgletscher angestrebt. Mitthilfe von Klimareanalysedaten der letzten 150 Jahre werden wir die Rückzugsgeschichte der Eisfelder nachvollziehen. Ein Hauptaugenmerk wird dabei die Aufschlüsselung des beschleunigten Massenverlustes in anthropogene Klimaeinflüsse sowie in eisdynamischen Veränderungen liegen. Überdies sollen Zukunftsprojektionen der Eisfeldentwicklung unter Klimaerwärmung Aufschluss über die Hauptursachen des zukünftigen Massenverlusts für das nächste Jahrhundert geben. Dieses Projekt ist gut vernetzt mit ergänzenden Forschungsaktivitäten in Patagonien mit Fokus auf umfangreicher glaziologischer und geodätischer Feldarbeit, verbesserten Abschätzungen von Eismächtigkeiten, lokaler und prozess-orientierter Gletschersystemmodellierung sowie Fernerkundungsanalysen. Nach erfolgreichem Abschluss diese Projekts steht uns ein modernes Modellwerkzeug für zuverlässige Abschätzungen der eisdynamischen Entwicklung in Patagonien für dieses Jahrhundert sowie für tausendjährigen Zeitskalen zur Verfügung.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemalige Antragstellerin
Dr. Ilaria Tabone, bis 5/2024