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Der Testungseffekt und die Komplexität des Lernmaterials: Ist die Güte der Wissensbasis der eigentliche Moderator?
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Ralf Rummer; Professorin Dr. Judith Schweppe
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 450142163
Der Testeffekt (d.h. der Befund, dass das Üben des Abrufs nach dem ersten Lernen effektiver ist als andere Wiederholungsmethoden) ist einer der am besten untersuchten Befunde zum Langzeitlernen im Labor, obwohl nur wenige Studien Behaltensintervalle von mehr als ein oder zwei Wochen einbezogen haben. Da sich dies auch im Feld mehrfach zeigte, wird der Einsatz von Übungstests im Klassenzimmer empfohlen. Allerdings wurde die Annahme vorgebracht, dass Testen für das Lernen mit komplexerem Material nicht vorteilhaft ist, und in der Tat wurde in mehreren Studien mit komplexem Material kein Testeffekt beobachtet. Träfe diese Annahme zu, wäre die Anwendbarkeit des Testens im Schulunterricht klar eingeschränkt. Wird das Testen für komplexere Materialien jedoch vorschnell verworfen, würde den Lernenden eine der effektivsten Techniken für nachhaltiges Lernen vorenthalten, insbesondere denjenigen, die typischerweise komplexeren Stoff lernen. In unserem Projekt wollen wir eine alternative Erklärung für frühere Befunde mit komplexem Material testen, nämlich dass die Lernenden den Lernstoff in der Konsolidierungsphase noch nicht ausreichend verstanden hatten, was zu einer weniger effektiven Abrufübung führte als bei weniger komplexem Material. Wir wollen daher die Hypothese testen, dass der Testeffekt auch bei komplexem Material auftritt, wenn die Lernenden den Lernstoff in der ersten Lernphase ausreichend verstanden haben oder die Möglichkeit haben, den Lerntext während des Testens erneut zu lesen (in sog. Open-Book-Tests).Um unsere Annahme zu testen, werden wir einen Text zu einem curricularen Thema im Deutschunterricht der 11. Klasse (der kulturelle und historische Kontext der Weimarer Klassik) konstruieren und dessen propositionale Komplexität manipulieren. Diese Texte werden in fünf Experimenten in Gymnasialklassen mit einem Behaltensintervall von acht Wochen eingesetzt. Zusätzlich werden wir Maßnahmen anwenden, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Lernenden eine adäquate Wissensbasis aufgebaut haben, wenn sie den Abruf üben, oder um diese zu verbessern, während sie den Abruf üben. In Teilprojekt A sind dies Maßnahmen vor der Konsolidierungsphase, eine zusätzliche initiale Lernphase oder ein Pre-Training zu Schlüsselkonzepten. In der Konsolidierungsphase werden erneutes Lesen und ein Übungstest verglichen. In Teilprojekt B werden Maßnahmen während der Konsolidierungsphase eingesetzt: Wir vergleichen zwei Varianten von Open-Book-Tests (mit vs. ohne Aufforderung, möglichst viele Informationen ohne Text abzurufen) mit wiederholtem Lesen und einem Closed-Book-Test. Open-Book-Tests sollten die Vorteile des Testens und des erneuten Lesens vereinen und daher besonders bei komplexem Material von Vorteil sein. Abschließend werden die effektivsten Maßnahmen für komplexe Materialien in einer gemeinsamen Studie verglichen. Diese Untersuchung soll eine Grundlage für Empfehlungen liefern, wie komplexe Texte am besten verstanden und gefestigt werden können.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen