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Tiefenseismische und spätquartäre sedimentologische Untersuchungen der großen Seen Nicaraguas (NicaBridge ICDP Vorerkundungsstudie)
Antragsteller
Professor Dr. Sebastian Krastel
Fachliche Zuordnung
Geologie
Physik des Erdkörpers
Physische Geographie
Physik des Erdkörpers
Physische Geographie
Förderung
Förderung von 2022 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 497197307
Der Nicaragua- und Managua-See sind die größten Seen Mittelamerikas. Der Ursprung dieser wichtigen Ökosysteme geht mindestens zurück bis ins Pliozän. Ihr hohes Alter und ihre geologischen Besonderheiten machen die Seen besonders geeignet zur Untersuchung sozioökonomischer Fragen von lokaler, regionaler und globaler Bedeutung. Die Seen sind endemische Hotspots und befinden sich in einer paläozoogeographischen Schlüsselposition nahe der Landenge von Panama. Dies ermöglicht die Erforschung eines der wichtigsten Diversifizierungs- und Aussterbeereignisses von nord- und südamerikanischen Arten im Känozoikum. Deshalb wurde die ICDP-Initiative NicaBridge ins Leben gerufen, die im März 2020 erfolgreich einen ICDP-Workshop durchführte, bei dem das langfristige Projektziel einer Tiefbohrung geplant wurde. Um dieses Ziel zu erreichen, muss aber zunächst das derzeitige Wissen über die Sedimentarchitektur und die Sedimentzusammensetzung der beiden Archive deutlich erweitert werden. Dies wird mit diesem Antrag angestrebt. Zuerst sollen die wenigen vorhandenen seismischen Informationen, die derzeit zum größten Teil auf den Nicaraguasee beschränkt sind, erweitert werden. Dazu sind seismische Erkundungen im Managua-See geplant. Damit soll die Sedimentarchitektur der Seebecken erforscht werden, um geschichtete Sedimentabfolgen, Verwerfungen und Massenbewegungsablagerungen zu identifizieren. Darauf aufbauend sollen Standorte für zukünftige Tiefbohrungen ausgewählt werden. Weiterhin sollen die allgemeine Beckenentwicklung untersucht und Informationen zur Abschätzung von Naturgefahren der Region gesammelt werden. Zusätzlich werden längere Kolbenlotkerne aus dem Nicaragua-See und kurze Schwerelotkerne und Oberflächenproben aus beiden Seen entnommen. Oberflächenproben, die durch Proben eines früheren Projekts ergänzt werden, sollen Aufschlüsse über die seeinterne Verteilung der Sedimente und die damit verbundenen Prozesse liefern. Schwerelotkerne werden genommen, um die jüngere vulkanische Aktivität der benachbarten Vulkane zu erforschen, aber auch, um die präkolumbianischen und rezenten anthropogenen Auswirkungen auf die Seen zu untersuchen. Der Fokus der sedimentologischen Untersuchungen liegt aber auf der Gewinnung längerer (spät)glazialer Sedimentabfolgen durch Kolbenlotbohrungen im Nicaragua-See, da derzeit keine pleistozänen und nur wenige holozäne Informationen verfügbar sind. Die Sedimente werden hinsichtlich ihrer geophysikalischen, geochemischen und sedimentologischen Eigenschaften charakterisiert und mit Hilfe eines Multidatierungsansatzes (14C, Tephrochronologie, Magnetostratigraphie) datiert. Die gemeinsame Interpretation der Daten wird neue Erkenntnisse über die Beckenentwicklung, die Paläoumweltgeschichte der Region sowie über das Auftreten von Naturgefahren seit dem Jungpleistozän liefern. Die hier gewonnenen Daten sind für die Durchführung einer zukünftigen Tiefbohrung unerlässlich.
DFG-Verfahren
Infrastruktur-Schwerpunktprogramme