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Wortarten und Ikonizität in der Deutschen Gebärdensprache (DGS)
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Nina-Kristin Pendzich; Professor Dr. Markus Steinbach; Dr. Emiliano Zaccarella
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 501984557
In den letzten Jahrzehnten ist die typologische Forschung unter anderem der Frage nachgegangen, inwieweit Wortarten wie Nomen und Verben universelle Kategorien sind (z. B. Haspelmath, 2001; Evans & Levinson, 2009). Ebenso gibt es in der theoretischen Linguistik und Psycholinguistik eine anhaltende Diskussion darüber, ob Wortarten wie Nomen und Verben (i) grundlegende lexikalische Einheiten darstellen, (ii) aus einem kombinatorischen syntaktischen Prozess resultieren oder (iii) nur im Kontext des Sprachgebrauchs generiert werden (Halle & Marantz, 1993; Vigliocco et al., 2011). Unser Projekt geht von der Beobachtung aus, dass Wortarten in Gebärdensprachen nicht immer eindeutig markiert werden. Im Mittelpunkt unserer empirischen Studien steht dabei die Deutsche Gebärdensprache (DGS). Ähnlich wie in Lautsprachen, z. B. Englisch (the book vs. to book), scheinen in DGS viele Gebärden insofern ambig zu sein, als ihr lexikalischer Status vom (syntaktischen) Kontext abhängt. In bisherigen Studien zu Gebärdensprachen wurde allerdings auch darauf hingewiesen, dass Gebärdensprachen eine Tendenz aufweisen, Nomen und Verben durch manuelle und möglicherweise auch durch nichtmanuelle phonologische Modifikationen zu markieren (z. B. Supalla & Newport, 1978). Unser Projekt wird die Differenzierung der beiden Wortarten Nomen und Verben in der DGS mit unterschiedlichen linguistischen und neurowissenschaftlichen Methoden untersuchen. Dabei liegt unser Fokus sowohl auf der Sprachproduktion als auch auf der Verarbeitung einzelner Gebärden in Isolation und im Satzkontext. Darüber hinaus untersuchen wir in diesem Zusammenhang auch die sprachliche und kognitive Relevanz von Wortarten und den Einfluss von Ikonizität auf Gebärdensprachen. Wir verfolgen damit drei Ziele: (i) Mit diesem Projekt untersuchen wir universale Aspekte der Unterscheidung zwischen Nomen und Verb, indem wir durch die Erforschung einer visuell-räumlichen Sprache mithilfe linguistischer, verhaltensbezogener und neurowissenschaftlicher Experimente einen neuen Beitrag zur bisher stark lautsprachorientierten Forschung in diesem Bereich leisten. (ii) Das Projekt wird neue Einblicke in die ikonischen Eigenschaften von DGS und die Verarbeitung von Ikonizität bei gehörlosen und hörenden Menschen liefern. Wir gehen davon aus, dabei auch Tendenzen zu identifizieren, die nicht notwendigerweise linguistisch sind, sondern aufgrund ihres ikonischen Charakters auch in der nicht-linguistischen Kognition begründet sein können. Die ikonischen Eigenschaften von Gebärden und ihre Relevanz für die Markierung von Wortarten in DGS untersuchen wir mit qualitativen und quantitativen experimentellen Methoden. (iii) Die Ergebnisse unserer empirischen Studien werden wir mit neueren formalen und funktionalen Analysen von Wortarten als lexikalische oder syntaktische Kategorien abgleichen und damit auch zu einem besseren theoretischen Verständnis von Wortarten und dem Einfluss von Modalitäten auf Wortarten beitragen.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme