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Repräsentation von Unsicherheit zur Integration von Zeigegesten und Sprache
Antragsteller
Privatdozent Dr. Oliver Herbort
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 501992490
Oft zeigen wir, um die Aufmerksamkeit anderer auf entfernte Objekte zu lenken, vor allem wenn sich diese nur mühsam beschreiben lassen (z.B., ein Stern am Nachthimmel oder eine bestimmte Praline in der Konditorei). Da wir nicht erwarten können, dass die Zeigegeste die Aufmerksamkeit einer anderen Person immer erfolgreich auf ein bestimmtes Objekt lenkt, begleiten wir unsere Zeigegesten mit verbalen Beschreibungen. Dazu benötigen wir ein gewisses Verständnis der perzeptuellen Ungenauigkeit unserer Zeigegesten. Zeiger passen verbale Beschreibungen an die erwartetet Genauigkeit der Geste an und Betrachter von Zeigegesten benötigen eine Repräsentation der perzeptuellen Unsicherheit, um zu wissen, in welchem Gebiet der Referent zu suchen ist und um die Konfidenz der eigenen Interpretation zu bewerten.Die effektive Kommunikation mit Zeigegesten und Sprache setz folglich voraus, dass Zeiger und Beobachter einer Zeigegeste Unsicherheit repräsentieren. Es ist bisher aber wenig darüber bekannt, welche Informationen Zeiger mit einer Geste zu vermitteln hoffen, welche Informationen Beobachter aus einer Zeigegeste herauszulesen glauben, und inwieweit dies Informationen der tatsächlich vermittelten Information entsprechen. Das Ziel dieses Antrags ist es daher, Repräsentationen von perzeptueller Unsicherheit am Beispiel von Zeigegesten auf kleine und entfernte Objekte zu untersuchen.Dazu nutzen wir das Paradigma der visuellen Suche, wobei der Zielreiz nur einem Zeiger bekannt ist. Dieser vermittelt einem Beobachter das Ziel mittels Zeigegesten und Sprache. Die Repräsentation von Unsicherheit wird mit Hilfe von Eye-Tracking operationalisiert, da sowohl Zeiger als auch Beobachter die Umgebung des (vermuteten) Zielreizes visuell verarbeiten müssen, um sinnvolle verbale Beschreibungen zu finden beziehungsweise, um das Gebiet, in dem nach dem Ziel gesucht wird, abzustecken. Zudem werden Repräsentationen von Unsicherheit von der Spezifität der verbalen Beschreibungen des Zeigers abgeleitet, sowie der Spezifität, die ein Beobachter benötigt, um sich seiner Interpretation sicher zu fühlen.Das Arbeitsprogramm enthält Experimente in echten und virtuellen Umgebungen. In WP 1 werden die grundlegenden Paradigmen etabliert. WP 2 untersucht, inwieweit perzeptuelle Unsicherheit verschiedene Situationsfaktoren reflektiert. WP 3 untersucht, inwieweit sich Repräsentationen von Unsicherheit eines Zeigers an die Interpretationen eines Betrachters anpassen. Die Ergebnisse von WP1-3 werden genutzt, um unser formales Modell der Interpretation von Zeigegesten hinsichtlich der Repräsentation von Unsicherheit zu erweitern. WP 4 erprobt Methoden, die die Kommunikation mit Zeigegesten verbessern soll. Zusammenfassend erwarten wir, dass das Projekt unser Verständnis der Repräsentation von Unsicherheit bei der Kommunikation mit Zeigegesten und deren Effekt auf die Integration von Sprache und Geste verbessert.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme