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Grundzüge einer Morphologie rekurrenter Gesten (ToMoReG)

Antragstellerin Dr. Silva Ladewig
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 501992940
 
Forschungen haben einen Zusammenhang zwischen der Stabilisierung sprachbegleitender Gesten und der Kompositionalität ihrer Form und Bedeutung aufgezeigt (Kendon, 2004; Ladewig, 2014; Müller, 2004, 2018). Obwohl dieses Phänomen für einzelne rekurrente Gesten - also teilweise konventionalisierte Gesten - in zahlreichen Studien dokumentiert wurde, steht eine systematische, gestenübergreifende Untersuchung sowie eine fundierte theoretische Diskussion bisher noch aus. Dieses Forschungsprojekt schließt diese Lücke, indem es untersucht, wie Kompositionalität in rekurrenten Gesten entsteht und welche gestischen Parameter, wie etwa Bewegungsmuster oder Handformen, als stabile bedeutungstragende Einheiten, bedeutungsdifferenzierende Merkmale oder strukturelle Elemente fungieren können. Um die Entstehung und Stabilisierung kompositionaler Strukturen empirisch zu untersuchen, kombiniert das Projekt korpusbasierte und experimentelle Methoden. Die Korpusstudie konzentriert sich sowohl auf die intra-familiäre Variation (Variationen innerhalb einer einzelnen rekurrenten Geste) als auch auf gestenübergreifende Vergleiche (geteilte Parameter zwischen unterschiedlichen rekurrenten Gesten). Ergänzend dazu wird ein Perzeptionsexperiment durchgeführt, in dem systematisch manipulierte Gesten präsentiert werden, um festzustellen, welche Parameter die Bedeutungszuschreibung besonders stark beeinflussen. Durch die gezielte Analyse (a) wiederkehrender Parameter innerhalb einzelner rekurrenter Gesten und (b) gemeinsamer Parameter über verschiedene rekurrente Gesten hinweg soll ein Repertoire wiederkehrender Formparameter erarbeitet werden. Da der theoretische Status dieser gestischen Parameter bislang unklar geblieben ist, verfolgt das Projekt zudem (c) eine theoretische Diskussion darüber, ob diese Parameter analog zu sprachlichen Einheiten wie Morphemen oder Allomorphen betrachtet werden können oder ob sie spezifischen Prinzipien der Modalität unterliegen. In Kooperation mit anderen ViCom-Projekten - etwa zur Interaktion zwischen Gesten und Modalpartikeln im Deutschen oder zum Vergleich von Kopfbewegungen im Deutschen und in DGS - trägt dieses Projekt dazu bei, einen systematischen Rahmen für gestische Kompositionalität zu entwickeln. Darüber hinaus leistet es einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung theoretischer Modelle multimodaler Bedeutungsherstellung.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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