Detailseite
Ikonische Metaphern und die Gestik-Gebärden-Schnittstelle in der Deutschen Gebärdensprache – Korpusdaten treffen auf Experimente
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Natalia Filatkina; Professorin Dr. Annika Herrmann
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 502020696
In diesem Projekt werden ikonische Metaphern in der Deutschen Gebärdensprache aus linguistischer Perspektive untersucht, um die Schnittstelle zwischen Gesten und Gebärden im Hinblick auf figurative Sprache genauer in den Blick zu nehmen. Bisherige Annahmen der Forschung zu Metaphern in verschiedenen Gebärdensprachen legen ein doppeltes Mapping nahe, d.h. sowohl ein metaphorisches als auch ein ikonisches Mapping. Das metaphorische Mapping bezieht sich auf das Verständnis eines Konzepts (Zielbereich, target domain) durch die Verwendung von Elementen eines anderen, nicht verwandten Konzepts (Ursprungsbereich, source domain) ohne die damit verbundene wörtliche Bedeutung. Diese Verbindung zwischen Konzepten basiert auf Ähnlichkeit oder Analogie und einer unidirektionalen Beziehung. Das ikonische Mapping wird entweder durch die Form der Gebärde oder den ikonischen Ort der Artikulation (place of articulation, PoA) realisiert. Diesen Annahmen folgend, werden in dem Projekt metaphorische Gebärden im etablierten DGS-Korpus des DGS-Korpus-Projekts untersucht, indem der ikonische PoA identifiziert wird, kontextuelle Verwendungen und Frequenzrelationen analysiert und diese Ergebnisse mit experimentellen Verarbeitungsstudien kombiniert werden. Das Erkennen von Metaphern in Gebärdensprachen unterscheidet sich aufgrund des doppelten Mappings von der Identifikation von Metaphern in gesprochenen Sprachen. Der ikonische Anteil scheint einzigartig für die visuell-gestische Modalität zu sein, wie auch Studien zu metaphorischen Gesten zeigen. Die ikonischen Eigenschaften von metaphorischen Gebärden werfen auch interessante Fragen bezüglich der Schnittstelle zwischen Gesten und Gebärden auf, da noch nicht klar ist, wo auf dem Gesten-Gebärden-Kontinuum sie verortet werden können. Daher werden in diesem Projekt Metaphern der DGS, insbesondere aus den Bereichen Kognition und Wahrnehmung, innovativ aus einem multi-methodologischen Blickwinkel betrachtet. Es wird untersucht, i) wie ikonische metaphorische Gebärden in einem Gebärdensprachkorpus identifiziert werden können und wie sie strukturell aufgebaut sind, d.h, ii) ob es einen Unterschied in der Verarbeitung von Gebärden mit wörtlicher oder metaphorischer Bedeutung oder von Gesten gibt (EEG-Experiment), und iii) wie verschiedene Arten von Metaphern im Schriftdeutschen von DGS native signers verarbeitet werden und ob dabei Metaphern in der L1 (DGS) die Verarbeitung von Metaphern in der L2 (Schriftdeutsch) beeinflussen (Eye Tracking-Experiment). Über die neuen Erkenntnisse zur Schnittstelle zwischen Gesten und Gebärden in Bezug auf figurative Sprache hinaus, hat dieses Projekt auch Auswirkungen auf die Debatten zu sprachlicher Diversität und Literacy sowie auf die Bereiche Sprachlehre und Pädagogik.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme