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Kompositionalität in der gestischen Kommunikation von Schimpansen
Antragstellerin
Professorin Dr. Katja Liebal
Fachliche Zuordnung
Evolution, Anthropologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 502020913
Kompositionalität ist eines der Hauptmerkmale menschlicher Sprache. Dabei ergibt sich die Bedeutung eines Satzes oder eines komplexen Ausdrucks aus der Kombination bedeutungsvoller Elemente (d. h. Morpheme und Wörter). Weitestgehend unbeantwortet ist jedoch die Frage, ob Kompositionalität auf den Menschen beschränkt ist oder ob vergleichbare Strukturen auch in der non-verbalen Kommunikation nicht-menschlicher Arten zu finden sind. Bisher befassten sich nur wenige Studien mit den kompositorischen Aspekten der Kommunikation bei nicht-menschlichen Arten. In diesem Projekt werden wir die evolutionären Ursprünge der menschlichen Kompositionalität durch die Erforschung der multimodalen Kommunikation von Schimpansen, zurückverfolgen. Schimpansen sind ein ideales Modell, um die Evolution der Kompositionalität zu untersuchen, da sie unsere nächsten lebenden Verwandten sind und über sehr komplexe Kommunikationssysteme verfügen. Wir werden systematisch untersuchen, ob Schimpansen Gesten, Gesichtsausdrücke und Laute kombinieren, um durch die Kombination dieser Einzelelementen neue Bedeutungen zu kreieren. Zur Beantwortung dieser Frage werden wir Verhaltensbeobachtungen an vier Schimpansengruppen (N=98) durchführen. Unser Projekt hat vier Ziele. Erstens werden wir einen neuen theoretischen Rahmen für die Untersuchung der Kompositionalität bei nicht-menschlichen Arten erarbeiten, da es bisher keinen Konsens darüber gibt, wie Kompositionalität artübergeifend erforscht und operationalisiert werden sollte. Wir werden daher eine systematische Übersicht über die Literatur zur Kompositionalität erstellen, um darauf basierend die Grundlage für die theoretisch fundierte, methodisch vergleichbare Erforschung kompositionaler Strukturen bei Primaten zu schaffen. Zweitens werden wir untersuchen, ob Schimpansen Gesten mit Gesichtsausdrücken und/oder Vokalisationen kompositorisch kombinieren, um durch diese Kombinationen neue Bedeutungen zu schaffen und zu kommunizieren. Wir werden dies in verschiedenen Kontexten untersuchen, indem wir die Bedeutung von Signalen und ihren Kombinationen aus den Reaktionen ableiten, die sie bei den Empfängern jeweils hervorrufen. Drittens werden wir spezifische Merkmale der von Schimpansen erzeugten Kombinationen, wie ihren intentionalen Gebrauch und den zeitlichen Zusammenhang zwischen den Einzelelementen, untersuchen. Viertens werden wir durch die Beobachtung von Schimpansen in verschiedenen Altersstufen und durch die longitudinale Verfolgung einiger Individuen verstehen, wie Kompositionalität und ihre verschiedenen Eigenschaften im Laufe der Individualentwicklung entstehen und ob sie denselben Entwicklungsverläufen wie beim Menschen folgen. Unsere Studie wird daher einen wichtigen Beitrag zu einem besseren, theoretisch fundierten und methodisch einheitlichen Verständnis der Kompositionalität einer nicht-menschlichen Spezies leisten und Licht auf die evolutionären Ursprünge einer der wichtigsten Merkmale menschlicher Kommunikation werfen.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2392:
Visuelle Kommunikation. Theoretische, empirische und angewandte Perspektiven (ViCom)
Mitverantwortliche
Dr. Federica Amici; Dr. Linda Oña