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Neue Sichtbarkeit der Polizeiarbeit: Wie visuelle Technologien Polizeiaufsicht und -ausbildung prägen

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 502722049
 
Neue visuelle Technologien, wie z. B. Bodycams und Handykameras, haben zu einem noch nie dagewesenen visuellem Zugang zum polizeilichen Handeln geführt. Die Öffentlichkeit hat auf die „neue Sichtbarkeit“ der Gewaltanwendung, der Kontrolle von Menschenmengen und von Verhören polarisiert reagiert und beispielsweise Polizeibedienstete anhand von Videobeweisen kritisiert. Bisher wurde dabei wenig reflektiert, wie die Polizei selbst visuelle Informationen nutzt, um das Verhalten und die Ausbildung der Beamt*innen zu bewerten und zu verbessern. Das Projekt füllt diese Lücke, indem es eine vergleichende Analyse der Nutzung visueller Technologien durch Bürger und Polizei durchführt, um das „angemessene“ Handeln der Polizei zu kritisieren und zu informieren.In Phase 1 werden die Forscher*innen die Berichte von Polizeiaufsichtsdiensten bzw. die Kritik von Bürger*innenrechtsgruppen an polizeilichem Handlungen analysieren und dabei herausstellen, wie diese Gruppen visuelle Technologie einsetzen, um Anschuldigungen polizeilichen Fehlverhaltens zu untermauern, und wie Beweise von zivilen Polizeiaufsichtsdiensten zur Beurteilung von Anschuldigungen verwendet werden. Berichte über polizeiliches Fehlverhalten mit Videobeweisen werden mit Berichten ohne unterstützende Videobeweise verglichen, um besser zu verstehen, wie Video die Möglichkeiten der Bürger*innen, sich über die Polizei zu beschweren, verändert oder erweitert.In Phase 2 untersuchen wir, wie Polizei visuelle Technologien einsetzt, um „angemessenes“ Handeln von Polizist*innen bei der Anwendung von Gewalt, der Kontrolle von Menschenmengen und bei Verhören zu bewerten und zu trainieren. Wir führen ethnografische Studien durch, hospitieren an Polizeischulen und befragen Polizeischüler und -ausbilder dazu, wie visuelle Technologien Lern- und Lehrmethoden beeinflussen. Diese Informationen werden mit den Erkenntnissen aus der ersten Phase verglichen, um zu verstehen, wie sich die neue Sichtbarkeit der Polizeiarbeit auf die Wahrnehmung des „angemessenen„ Handeln der Beamt*innen auswirkt.Die Ergebnisse dieser beiden Forschungsphasen werden mit Software-Ingenieur*innen an der Universität Cardiff diskutiert und von diesen genutzt, um neue Videoanalyse- und Simulationswerkzeuge für die polizeiliche Reflexion und Ausbildung zu entwickeln. Wir werden mit diesen Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen zusammenarbeiten, um Werkzeuge zur Kommentierung und Analyse von Videos sowohl für pädagogische als auch für kritische Reflexionszwecke zu entwickeln und internationale Best Practices für den Einsatz visueller Technologien in der Polizeiausbildung und öffentlicher Kontrolle zu erarbeiten.Dies leistet auch einen Beitrag zur Forschung zur Phänomenologie der Wahrnehmung und zur theoretischen Diskussionen über die Intersubjektivität des Sehens, indem wir die polizeiliche Reflexion und Ausbildung als einschlägiges empirisches Beispiel nutzen, um zu untersuchen, wie Auseinandersetzungen ums Visuelle ausgetragen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Großbritannien, Kanada
Mitverantwortlich Professor Dr. Jo Reichertz
 
 

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