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Geschichten und Soziale Verstehensprozesse: Die Rolle von Narrativität, Fiktionalität und Literarizität

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 503996997
 
Das Potenzial von Geschichten, soziale Verstehensprozesse auf Seiten der Rezipient(inn)en zu verbessern, d.h. Perspektivübernahme, Empathie/Sympathie, prosoziale Schemata und Einstellungen, hat in der Forschung erhebliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die meisten Forscher(innen) in diesem Bereich diskutieren die Wirkung von Erzählungen vor dem Hintergrund der Begriffe "literarische Fiktion" oder "fiktionale Erzählungen", wobei die Konzepte der Narrativität, Fiktionalität und/oder Literarizität miteinander vermischt werden. Es bleibt weitgehend offen, welche Aspekte von Erzählungen im Einzelnen deren Wirkung bestimmen: Ist die Erzählform oder der Grad der Narrativität entscheidend für die Wirkung von Geschichten auf soziale Verstehensprozesse? Oder ist die Literarizität (Hoch-Literatur vs. Populär-/Trivialliteratur) von Geschichten für ihren Einfluss auf das soziale Verstehen wichtig? Spielt die Fiktionalität eine Rolle? Das vorgeschlagene Projekt soll einen differenzierten Einblick in diese drei konzeptionell getrennten Aspekte von Geschichten – Narrativität, Fiktionalität und Literarizität – geben und ihre unterschiedliche Rolle bei der Förderung sozialer Verstehensprozesse untersuchen. Arbeitspaket 1 beschäftigt sich mit dem Einfluss der Narrativität. Unter diesem Blickwinkel werden zunächst die verfügbaren experimentellen Belege metaanalytisch zusammengefasst (Meta-Analyse 1). Darüber hinaus sind eine quasi-experimentelle Studie (Quasi-Experiment 1) und ein Experiment (Experiment 2) geplant, um den Einfluss von textuellen Merkmalen der Narrativität auf soziale Verstehensprozesse zu untersuchen. Lesefluss, Transportionserleben und Empathie/Sympathie gegenüber den Hauptfiguren dienen als primäre abhängige Variablen. Arbeitspaket 2 fokussiert die Rolle der Fiktionalität, wobei der Schwerpunkt bewusst auf der Medienwahl liegt. Menschen bevorzugen Informationen, die mit ihren Überzeugungen übereinstimmen und ein positives Bild der eigenen Gruppe vermitteln. Da sich Rezipient(inn)en des Unterschieds im epistemischen Status von (nicht-)fiktionalen Geschichten bewusst sind, sollte die motivierte Vermeidung von fiktionalen Geschichten geringer ausfallen als diejenige von nicht-fiktionalen Geschichten. Diese Hypothese wird im Hinblick auf Einstellungen (Experiment 3) und die Darstellung der eigenen Gruppe in einer Geschichte überprüft (Experiment 4). In Arbeitspaket 3 geht es um den Wirkfaktor Literarizität. Dieses Arbeitspaket beinhaltet eine Meta-Analyse zur vermutet stärkeren Wirkung von literarischen im Vergleich zu nicht-literarischen Texten auf soziale Verstehensprozesse (Meta-Analyse 2). In den Experimenten 5 und 6 wird der Einfluss literarischer Texte (gegenüber Genretexten) auf die Aktivierung des Wortschatzes untersucht. Dabei wird vermutet, dass die Aktivierung des Wortschatzes die Leistung in Tests zur Perspektivübernahme erhöht und damit einen Schlüssel zur Wirkung von Literarizität darstellt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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