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Praktiken der Personenreferenz: Der Gebrauch von Pronomina in onkologischen Aufklärungsgesprächen

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457855466
 
Das Projekt ist Teil der Forschungsgruppe „Praktiken der Personenreferenz: Personal-, Indefinit- und Demonstrativpronomen im Gebrauch“. Das Ziel des Projekts besteht darin, situative Gebrauchsweisen von Personal-, Indefinit- und Demonstrativpronomen auf der Basis eines Korpus von onkologischen Diagnosemitteilungs- und Therapieplanungsgesprächen zu analysieren. Anhand konversations- und interaktionslinguistischer Methoden soll gezeigt werden, wie mittels Pronomen Partizipientenrollen konstituiert, Selbst- und Fremdpositionierungen umgesetzt, Strategien der Agentivierung und Deagentivierung durchgeführt, Referenzdomänen ausgehandelt, Zugehörigkeiten und Affiliationen indiziert und Stances markiert werden. Zugleich gilt es, die Rolle von Pronomen in den für die Gesprächsgattung typischen Handlungen zu eruieren und sowohl prototypische als auch abweichende Verwendungen des Pronomengebrauchs zu erfassen. Zur Erreichung dieses Ziels soll das gesamte Datenkorpus nach verbalen Strategien des ‚Eindeutig-machens‘ und ‚Uneindeutig-machens‘ von Referenz und Agentivität annotiert werden (u.a. Personalpronomen, Indefinitpronomen, Subjektschübe, Infinitivkonstruktionen, Existenzkonstruktionen, Passivkonstruktionen, aber auch formelhafte Konstruktionen wie sagen wir mal…, wenn ich ehrlich bin… etc.). Dieses umfassende Bild liefert den Hintergrund, vor dem in qualitativen Analysen die Praktiken der Aushandlung von Personenreferenz mittels Personal- und Indefinitpronomen beschrieben werden: (1) An welchen Stellen treten Ambiguitäten und Vagheiten bezüglich Personenreferenz und Grad der Agen¬tivität auf und welche Funktionen bzw. interaktionalen Auswirkungen haben diese referen¬ziellen Ambiguitäten: Inwiefern führen sie z.B. zu Reparaturen, aktiven Verstehenssicherungen und Einforderungen von eindeutigen Positionierungen? (2) Wie reden Begleitpersonen und ÄrztInnen in triadischen Gesprächskonstellationen über die anwesenden PatientInnen? Welche Formen lateraler Adressierung bzw. der Referenz in der 3. Person auf Anwesende werden hierbei eingesetzt? (3) Mit welchen Aktivitäten korrelieren unterschiedliche Personal-, Indefinit- und Demonstrativpronomen und an welchen sequenziellen Positionen in den Interaktionen treten sie auf? (4) Welche interaktionalen Funktionen haben die unterschiedlichen Pronomen? Wann kommen bei der Personenreferenz Personalpronomen, wann Indefinitpronomen und wann Demonstrativpronomen zum Einsatz? (5) Inwiefern tragen Pronomen zur Konstitution von situativen Partizipationskonstellationen bei, zur Indizierung sozialer Teambildung unter den Interagierenden, zum situierten Konferieren zwischen PatientIn und Begleitperson, zum Display der gemeinsamen Situationsbewältigung, zur Ausgrenzung anwesender Teilnehmender, zur Markierung deontischer bzw. epistemischer Autoritäten etc.? (6) Welche sedimentierten Formeln mit Pronomen bzw. teilspezifische Konstruktionen werden als kommunikative Ressource zur Durchführung spezifischer Handlungen eingesetzt?
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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