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Multimodalität von Personenreferenz: Pronominale Personenreferenz in Notfallübungen von Medizinern und Feuerwehr
Antragstellerin
Professorin Dr. Karola Pitsch
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457855466
Das Projekt ist Teil der Forschergruppe „Praktiken der Personenreferenz. Personal-Ziel des Projekts, die multimodale Dimension von pronominaler Personenreferenz zu untersuchen und systematisch beschreibbar zu machen, wie sie in Interaktionssituationen mit komplexen Beteiligungsstrukturen eingesetzt wird. Ausgangspunkt ist eine grundlegend multimodale Verfasstheit von kommunikativen und sozialen Praktiken in face-to-face Situationen, derzufolge sprachliche Phänomene – hier: pronominale Personenreferenz – in ein dynamisches Zusammenspiel aus verschiedenen kommunikativen Ressourcen eingebunden sind. Verbalsprache, Blick, Gestik, Körperorientierung, Bewegung im Raum bilden gemeinsam „complex communicative Gestalts“ (Mondada 2014:140), die dynamisch im Interaktionsverlauf emergieren, konfiguriert und rekonfiguriert werden. Im Rahmen einer multimodalen Grammatik-in-Interaktion stellen empirische Untersuchungen zur Multimodalität von Personalpronomen und darauf basierende Konzeptualisierungen ein Desiderat dar. Auf der Basis eines Video- und EyeTracking-Korpus von komplexen Notfallübungen (Massenanfall von Verletzten) adressiert das Projekt die folgenden Forschungsfragen: (1) Welche interaktiven Dynamiken und Muster zeigen sich im Zusammenspiel verbaler und verkörperter Ausdrucksmittel bei der pronominalen Bezugnahme auf Personen? (2) Wie lässt sich pronominale Personenreferenz als eine komplexe, sequenziell und interaktiv organisierte „communicative gestalt“ fassen? Gibt es eine funktionale Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen kommunikativen Ressourcen? (3) Wie wirken sich Interaktivität, ein dynamisches Participation Framework, Adressatenorientierung, Bewegung und Orientierung im Raum und Stancetaking auf die Praktik pronominaler Personenreferenz aus? (4) Was bedeutet es für das Konzept pronominaler Referenz, wenn diese auf verbaler Ebene ausbleibt und nur mittels Blick und körperlicher Aktivitäten Referenzierung hergestellt wird? (5) Wie verändert sich Personenreferenz je nachdem wie Personen institutionell kategorisiert werden (Schweregrad einer Verletzung bzw. tot, Ansprechbarkeit, Funktionsrolle) und welche Implikationen für Anschlußhandlungen erwachsen daraus? Das Projekt erbringt Ergebnisse auf drei Ebenen: (1) Empirisch: Systematische Rekonstruktion von pronominaler Personenreferenz als multimodale Gestalt und in ihrer sequenziellen Positionierung, wobei die Funktion einzelner Modalitäten und die Rolle von Interaktivität, Mobilität und Beteiligungsstrukturen berücksichtigt werden. (2) Methodisch: Eine Verbindung von qualitativen mikro-analytischen Fallstudien und korpuslinguistischer Herangehensweise. (3) Konzeptuell: Einen Beitrag zur Weiterentwicklung einer multimodalen Grammatik-in-Interaktion und Entwicklung eines multimodalen Zugangs zu pronominaler Personenreferenz sowie eine Diskussion über den Status von „embodiment“ im Rahmen einer Grammatik.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen