Kognitive Verhaltenstherapie mit schizophrenen Patienten und ihren Angehörigen im postakuten Stadium
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die hohe Rückfallwahrscheinlichkeit bei schizophrenen Psychosen stellt eines der wesentlichen Behandlungsprobleme bei dieser schweren psychischen Störung dar. Verschiedene Studien haben zeigen können, dass kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionsstrategien hier einen wichtigen Beitrag leisten können, der über die prophylaktische Wirkung der antipsychotischen Medikation hinausgeht. Allerdings sind diese Strategien noch zu wenig in realen Versorgungskontexten untersucht worden. Im Zentrum des Vorhabens steht eine bizentrische randomisierte klinische Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungsprogramms (KVT) für schizophrene Patienten und ihre Angehörigen. Die postulierte rückfallverhütende Wirkung dieses Programms wird anhand des Vergleichs mit der Standardbehandlung überprüft. Die externe Validität der Studie wurde dadurch gewährleistet, dass die Therapie unter Bedingungen der Routineversorgung sowohl in einer Universitätsklinik mit Versorgungsverpflichtung als auch in einem Fachkrankenhaus durchgeführt wurde. Zur Sicherung der internen Validität erfolgte die Zuteilung zu den Studienbedingungen randomisiert. In die Studie wurden n=169 Patienten eingeschlossen. Es handelt sich dabei um Patienten, die durch ein erhöhtes Ausmaß an Kooperationsbereitschaft gekennzeichnet sind, die aber ansonsten als repräsentativ für die hier interessierende Patientengruppe angesehen werden können. Eine kontinuierliche Therapieteilnahme der KVT-Bedingung konnte in der stationären Therapiephase bei 73% der Patienten erreicht werden, bei Berücksichtigung auch der ambulante Behandlungsphase bei 50%. Dies zeigt die Problematik, diese schwer beeinträchtigten Patienten in eine kontinuierliche Behandlungspartnerschaft einzubinden. Bis 6 Monate nach Entlassung aus der Klinik zeigten die KVT-Patienten signifikant weniger Rückfälle. Es fanden sich Verbesserungen der Krankheitskonzepte, der Familienatmosphäre und der sozialen Situation, die als spezifische Therapieeffekte interpretiert werden können. Allerdings war nach 18 Monaten kein Unterschied hinsichtlich der Rückfallrate festzustellen. Die im Gesamtvorhaben verfolgte Hypothese einer langfristigen rückfallverhütenden Wirkung der KVT unter Bedingungen der Routineversorgung konnte damit nicht bestätigt werden. Vielmehr scheint es hier einen Therapieeffekt nur während der Therapiedurchführung zu geben. Die Therapieeffekte bleiben daher hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Mögliche Gründe sind eine zu geringe Intensität der langfristigen ambulanten psychotherapeutischen Behandlung sowie die strukturellen Probleme der Integration der psychotherapeutischen Interventionen in die sonstigen Behandlungsmaßnahmen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Klingberg S (2006) Psychotherapeutische Interventionen bei schizophrenen Erkrankungen, in: Voderholzer U, Hohagen F (Hrsg.) Therapie psychischer Erkrankungen. State of the Art, München: Urban & Fischer,S. 73-81.
- Klingberg S (2006) Schizophrene Psychosen, in: Batra A, Wassmann R, Buchkremer G (Hrsg.) Verhaltenstherapie. Grundlagen - Methoden - Anwendungsgebiete, Stuttgart: Thieme, 212-224
- Klingberg S, Wittorf A, Wiedemann G, Disorganization and cognitive functioning in schizophrenia: independent symptom dimensions? European Archives of Psychiatry and Clinical Neurosciences, 256, 532-540
- Wittorf A, Klingberg S, Wiedemann G (2004). Secondary verbal memory: A potential endophenotype of schizophrenia. Journal of Psychiatrie Research, 38, 601-612.