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Delphi-Verfahren zur Konsensfindung in den Gesundheitswissenschaften. Eine methodologische Reflexion (DEFLEX)

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 516628412
 
Delphi-Verfahren werden in den Gesundheitswissenschaften insbesondere zur Konsensfindung eingesetzt. Doch Studien belegen u. a. eine Vielzahl diffuser Modifikationen und statistische Fehler in der Auswertung. Das Projekt zielt auf die Verbesserung der Durchführungsqualität von Delphi-Verfahren zur Konsensfindung in den Gesundheitswissenschaften. Es werden die drei Faktoren betrachtet, denen nach dem aktuellen Forschungsstand ein Einfluss auf die Urteilsfindung der Experten unterstellt werden kann. Das sind die Zusammensetzung des Expertenpanels, die Fragebögen sowie die Feedbackgestaltung. Diese Faktoren werden jeweils über die verschiedenen Delphi-Runden betrachtet. Dabei werden neben aktuellen Entwicklungen bei Delphi-Verfahren auch allgemeine methodologische Debatten um Partizipation von Betroffenen, Kombination qualitativer und quantitativer Daten sowie Besonderheiten von Online-Befragungen in den Analysen berücksichtigt. Übergeordnet werden zwei aufeinander aufbauende Forschungsfragen verfolgt: 1. Analyse von Einflussfaktoren auf die Konsensfindung: Dahinter steckt die Annahme, dass neben inhaltlich-fachlichen Aspekten, auch persönliche, methodische oder forschungspragmatische Faktoren einen Einfluss auf die Teilnahmemotivation und den kognitiv anspruchsvollen Prozess der Urteilsbildung und so auf die Konsensfindung haben. Analysiert werden deshalb die Forschungspraxis von Delphi-Verfahren und das Urteilsverhalten, auch über mehrere Delphi-Runden. Nach der Optimizing-Satisficing-Theorie wird psychologisch argumentiert, dass die Befragten von Delphi-Verfahren u. a. aufgrund beruflicher Interessen ein hohes Maß an Bereitschaft zeigen, sich kognitiv mit den Fragen auseinanderzusetzen, um ein fundiertes und „optimales“ Urteil abgeben zu können. Dazu greifen sie auf eigene Wissens- und Erfahrungsbestände zurück, berücksichtigen aber auch das Feedback aus der vorherigen Delphi-Runde sowie externe Wissensquellen. Die Analyse der Einflussfaktoren erfolgt quantitativ, qualitativ und experimentell. 2. Formulierung von methodischen Qualitätsstandards und Richtlinien zur Durchführung von Delphi-Verfahren der Konsensfindung, die von internationalen Delphi-Expert*innen bewertet werden. Das methodische Vorgehen ist komplex und methodenplural angelegt. Zur Analyse des Urteilsverhalten von Expert*innen werden ein systematisches Review, ein Scoping Review, kognitive Experteninterviews, ein Experiment, eine Evaluation von Delphi-Verfahren und eine Sekundäranalyse abgeschlossener Delphi-Studien eingesetzt. Diese Erhebungen zielen auf die Formulierung eines ersten Vorschlags für Qualitätsstandards und Richtlinien von Delphi-Verfahren. Dieser Vorschlag wird im Rahmen einer eigenen Delphi-Studie mit international anerkannten Delphi-Expert*innen evaluiert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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