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Die Musik des frühen Trecento. Überlieferungsgeschichte, stilistische Individualisierung und Konstitution der Gattungen sowie Edition der mehrfach überlieferten Kompositionen

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 1999 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5209006
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Trecento treten erstmals in der Musikgeschichte Komponisten als Individuen hervor, zugleich wird im 14. Jahrhundert in Italien eine konsequente Arbeitsteilung zwischen Komponist und Dichter in der weltlichen Musik greifbar. Produktionsästhetisch ist die Funktion des Komponisten als Autor in der stilistischen Individualisierung, rezeptionsästhetisch in der Repertoirebildung und Zuschreibung in der Überlieferung zu fassen. Die vormalige teleologische Stilgeschichte und die normative Definition der Gattungen Madrigal, Ballata und Caccia wurde durch eine historisch und ästhetisch adäquate Bewertung der Stile und der Konstitution der musikalischen Gattungen abgelöst, das Verhältnis von Musik, Sprache und literarischem Text in einem frühhumanistischen Kontext neu bestimmt und eine Edition vorgelegt, die der Mehrdeutigkeit der Notation, der Varianz der (Noten-)Texte und der Interdependenz der Zeichensysteme Musik und Sprache Rechnung trägt. Dazu wurde auf die Rückprojektion eines emphatischen Autor- und Werkbegriffs auf die Musik des Trecento verzichtet zugunsten einer Diskursivierung der Autorfunktion, eines differenzierten Textbegriffs sowie einer induktiven Stilanalyse und im Zeichen einer kulturwissenschaftlichen Mediävistik ein der Vokalmusik einzig angemessener interdisziplinärer Zugang durch die Kooperation von Musikwissenschaftlern und Romanisten gewählt. Im fünften Jahr der Laufzeit konnten zwei zusätzliche Teilprojekte integriert werden, die eine zeitliche, thematische und methodische Abrundung und eine Synthese von bisher in verschiedenen Teilprojekten bearbeiteten Fragestellungen erlauben. Die Edition und die begleitende Studie zur so genannten 'einfachen' Mehrstimmigkeit schließen eine Lücke in der Musikgeschichte Italiens und bieten eine neue Perspektive auf die Mehrstimmigkeit im Mittelalter als komplexes, mehrschichtiges und europäisches Phänomen. Die Studie zu Entstehung und Überlieferung der Kompositionen von Francesco Landini, dem zentralen Vertreter der italienischen Musik des 14. Jahrhunderts, entwickelt ein Modell zur Entstehung und Verschriftlichung der Kompositionen dieses blinden Komponisten sowie eine differenzierte Werkchronologie und zielt damit auf ein neues Landini-Bild. In der im Georg Olms Verlag erscheinenden Reihe Musica mensurabilis liegen bereits drei Bände mit den Ergebnissen der Nachwuchsgruppe vor, zwei weitere Bände werden folgen, die zusammen eine umfassende Neubewertung der italienischen Musik des 14. Jahrhunderts und die Edition zweier Korpora bieten. Über die Wissenschaft hinaus stellen die beiden Editionsbände der musikalischen Praxis zwei Repertoires in einer Form bereit, die zahlreiche Quellen erstmals berücksichtigt und neue Impulse für seine Aufführung und Einspielung geben wird. Über das Portal www.trecento.uni-hamburg.de werden die Daten zu Werken und Handschriften sowie eine Bibliographie zur Verfügung gestellt und mit anderen Projekten wie dem Digital Image Archive of Medieval Music vernetzt. In den Publikumsmedien wurde mehrfach über die Arbeit der Nachwuchsgruppe berichtet, so in Der Spiegel 45 (5.11.2007), S. 194-195 in der Serie Geistesgrößen, in Exzellenter Nachwuchs von morgen. Das Emmy Noether-Programm, Bonn 2006, S. 24, in Einblicke. Geistes- und Sozialwissenschaft in der DFG, hg. von Jutta Rateike, Bonn 2003, S. 45-51 und im Uni Journal der FSU Jena (Juli 2004).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die Musik des frühen Trecento. Hildesheim, Zürich und New York: Olms 2005 (Musica mensurabilis 1) 375 S.
    Oliver Huck
  • Kontinuität und Transformation der italienischen Vokalmusik zwischen Due- und Quattrocento. Hildesheim, Zürich und NewYork: Olms 2007 (Musica mensurabilis 3) 334 S.
    Sandra Dieckmann, Oliver Huck, Signe Rotter-Broman und Alba Scotti
  • Die mehrfach überlieferten Kompositionen des frühen Trecento. Hildesheim, Zürich und New York: Olms 2007 (Musica mensurablilis 2) 2 Bde., zus. 681 S.
    Oliver Huck, Sandra Dieckmann, Evelyn Arnrich, Julia Gehring, Marco Gozzi
 
 

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