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TRR 393:  Verlaufsformen affektiver Störungen: Kognitiv-emotionale Mechanismen der Symptomänderung

Fachliche Zuordnung Medizin
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 521379614
 
Affektive Störungen (AD; d.h. Majore Depression und Bipolare Störung) beginnen typischerweise zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Die Verläufe sind sehr unterschiedlich, im Durchschnitt treten Episoden alle fünf Jahre für mehrere Monate auf. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 20% tragen sie erheblich zu verlorenen Lebensjahren weltweit bei. Neben den akuten Symptomen beeinflusst der Verlauf über Jahrzehnte das Wohlbefinden, die psychosoziale Funktionsfähigkeit und die sozioökonomische Belastung. Die Ursachen für das erneute Auftreten von Krankheitssymptomen, Phasen der Besserung, Chronifizierung und den damit verbundenen Verschlechterungen im psychosozialen Bereich sind noch nicht ausreichend erforscht. Ein besseres Verständnis dieser Faktoren ist entscheidend, um die Behandlung von AD zu verbessern. Ziel unserer Initiative ist es, Rückfälle und Remissionen bei AD zu charakterisieren, kognitiv-emotionale Mechanismen und neurobiologische Korrelate von Symptomänderungen zu identifizieren und auf Mechanismen basierende Therapien zu entwickeln. Diese Ziele sollen durch drei Ansätze erreicht werden: (i) Wir werden kontinuierlich Mobiltelefondaten in einer prospektiven Kohorte (n=1.500 AD-Patienten und gesunde Personen) einsetzen, die klinisch, mit Bildgebungs-, Biobanking- und -omics-Daten über einen Zweijahreszeitraum charakterisiert werden. Die Kohorte wird aus den bestehenden DFG FOR 2107 und BMBF Early-BipoLife Studien fortgeführt (Domäne A), (ii) wir werden die kognitiv-emotionalen Mechanismen (Emotionsregulation, Erwartung, soziale Kognition, kognitiv-behaviorale Rhythmen) und ihre neurobiologischen Korrelate in parallelen Human- und Tierstudien identifizieren, die Symptomänderungen vermitteln (Tandemprojekte; Domäne B), und (iii) wir werden Therapien konzipieren, die auf kognitiv-emotionale Mechanismen abzielen, die für Rückfälle und Remissionen zentral sind (Domäne C). Das innovative Potenzial unseres Konsortiums beruht auf drei aktuellen Entwicklungen in der Forschung zu AD: (i) Die kontinuierliche Erhebung mittels Mobiltelefonen erlaubt es uns, Symptomänderungen, Verhalten, kognitiv-emotionale Zustände und Umweltstressoren im Alltag zu erfassen, (ii) die Modellierung komplexer, dynamischer Systeme und maschinelles Lernen ermöglichen die Datenintegration von kognitiv-emotionalen Mechanismen und deren Interaktion mit Stressoren über die Zeit, mit dem Ziel, Krankheitsverläufe vorherzusagen, (iii) auf der Grundlage der Mechanismen und individuellen Risikoprofile werden wir neue therapeutische Interventionen realisieren. Wir werden diese innovativen Möglichkeiten nutzen, um - in einer 12-Jahres-Perspektive – folgendes zu erforschen: (i) umweltbedingte, psychosoziale und (neuro)biologische Faktoren, die den Krankheitsverlauf von AD vorhersagen, (ii) kognitiv-emotionale und neurobiologische Mechanismen, die Rückfällen und Remissionen zugrunde liegen, und (iii) gezielte, auf Mechanismen basierende therapeutische Interventionen.
DFG-Verfahren Transregios

Laufende Projekte

Antragstellende Institution Philipps-Universität Marburg
Mitantragstellende Institution Technische Universität Dresden; Universität Münster
 
 

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