Regularitäten der Bestimmung nicht strukturell determinierter Kasus
Final Report Abstract
Ziel des Projekts war es, v.a. syntaxtheoretische Modelle für die Zuweisung nichtstruktureller Kasus im Rahmen der generativen Grammatik zu entwickeln. Dabei wurde von unterschiedlichen Typen von nichtstrukturellen Kasus ausgegangen: (a) semantische Kasus und (b) oft in der Literatur so genannte idiosynkratische nichtstrukturelle Kasus. In Bezug auf semantische Kasus wurden im Projekt insbesondere Kasusalternationen im Objektbereich (Akkusativ vs. Genitiv/Partitiv) in unterschiedlichen Sprachen (slavische Sprachen, baltisch-finnische Sprachen) in den Blick genormnen. Diese waren selbstverständlich nicht nur unter syntaxtheoretischer Hinsicht, sondern auch in semantischer Hinsicht zu untersuchen. Im Zusammenhang von unterschiedlichen Dativen war zu klären, ob es sich dabei jeweils um voraussagbare Markierungen handelt, inwiefern diese semantisch bedingt sind oder ob sie idiosynkratischen Charakter haben. Dieser Komplex wurde in erster Linie von Luka Szucsich bearbeitet. Dies brachte eine stärkere Fokussierung auf den slavisch-finnischen Vergleich im Bereich der Kasusalternationen im Objektbereich mit sich. Darüber hinaus war damit eine stärkere Akzentverschiebung auf synchrone, syntaxtheoretisch orientierte Fragestellungen verbunden. Im Projekt wurden darüber hinaus insbesondere unterschiedliche Dativmarkierungen auf ihren argumentstrukturellen Status hin untersucht. Zu diesem Zweck wurden auch Dativmarkierungen an NPn intensiver untersucht, die mit modalen Interpretationen einhergehen und für die zu klären war, ob die entsprechenden NPn klassisch externe Argumente darstellen, denen aufgrund der morphosyntaktischen Merkmalsausstattung möglicher sententialer funktionaler Projektionen (Modalität) ein nicht-struktureller Kasus zugewiesen wird. Außerdem wurde die Arbeit an sog. Quirky subjects fortgesetzt. Mit unterschiedlichen Dativmarkierungen einschließlich der Quirky subjects haben sich beide Projektmitarbeiter, Luka Szucsich und Artur Stepanov, auseinandergesetzt. Dabei lag der Schwerpunkt auf den slavischen Sprachen, die eine besondere Mikrovariation beim syntaktischen Verhalten unterschiedlicher mit Modalität zusammenhängender Dativmarkierungen an den Tag legen, sowie aufdem Isländischen. Besondere Aufmerksamkeit während der Fortsetzungsphase des Projekts wurde Untersuchungen zum syntaktischen Verhalten nichtstrukturell kasusmarkierter NPn zuteil. Dies schloss sowohl die Transparenz in Bezug auf Interventionseffekte als auch die Trägheit ('inertness') in Bezug auf die Beteiligung an zyklischen syntaktischen Relationen von NPn ein, die nach der Theorie von abstrakten Kasus 'inhärenten Kasus' tragen, d.h. die "lexikalisch" kasusmarkiert sind (bzw. die - nicht-nominativischen oder nicht-akkusativischen - 'morphologischen' Kasus tragen). Mit den letztgenannten Aspekten beschäftigte sich in erster Linie Arthur Stepanov, der sich in seiner Arbeit auf eine minimalistisch syntaxtheoretisch orientierte Perspektive konzentrierte. Er setzte hier die Arbeiten an derivationellen Eigenschaften inhärenter Kasus aus der ersten Phase fort und erweiterte diese um Arbeiten zum Unterschied zwischen morphologischen Kasus, den er als post-syntaktisches, rein morphologisches Phänomen (zur PF-Komponente gehörend) mit eigenen Lizenzierungsbedingungen analysiert, und syntaktischen Kasus, die in designierten Positionen syntaktisch lizenziert werden. Als Objektsprachen wurden eine Reihe von Sprachen herangezogen, v.a. Deutsch, Isländisch, Russisch und Lettisch.
Publications
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2003. On the "quirky" difference Icelandic vs. German: A note of doubt. In: Working Papers in Scandinavian Syntax 71, 1-32
Stepanov, Arthur
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2005. Kompositionalität von Aspekt und ihre Bedingungen: Ein russisch-finnischer Vergleich. In: Monika Wingender (Hrsg.) Linguistische Beiträge zur Slavistik XII, München: Otto Sagner, 171-195
Szucsich, Luka
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2006. Recursion in Natural Language Syntax. Habilitation, Universität Potsdam
Stepanov, Arthur
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2007. (Non)Agreement, Case Licensing and Argument Structure: Little v in Slavic Languages. In: Peter Kosta & Lilia Schürcks (Hrsg.) Linguistic Investigations into Formal Description of Slavic Languages, Frankfurt/Main, u.a.: Peter Lang, 371-387
Szucsich, Luka
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2007. Kasusbeschränkungen bei reflexiven Sätzen (Pseudopassiven) in Varietäten des Bosnischen/Kroatischen/Serbischen und Burgenland-Kroatischen. In: Zeitschrift für Slavistik 52 (2), 189-217
Szucsich, Luka
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2007. Nothing Wrong with Finite T: Non-Agreeing Accusative Impersonal Sentences. In: Magda Golędzinowska, Ulyana Savchenko & Richard Compton (Hrsg.) Formal Approaches to Slavic Linguistics 15, The Toronto Meeting 2006, Ann Arbor; Michigan Slavic Publications, 417-435
Szucsich, Luka
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2007. The end of CED? Minimalism and extraction domains. In: Syntax 10 (1), 80-126
Stepanov, Arthur
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2008. Evidenz für syntaktische Nullen im Burgenland-Kroatischen, Polnischen, Russischen und Slovenischen. Merkmalsausstattung, Merkmalshierarchien und morphologische Defaults. In: Zeitschrift für Slavistik 53 (2), 160-177
Szucsich, Luka
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2009. Kasus, Kasuslizensierung und Argumentstruktur in slavischen Sprachen. Habilitation, Universität Leipzig
Szucsich, Luka