Eine Untersuchung zum Mediennutzungsverhalten 13-18jähriger und zur Entwicklung von Medienkompetenz im Jugendalter
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Untersuchung des Mediennutzungsverhaltens und der Medienkompetenz einer repräsentativen Stichprobe von n1 = 3.271 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 20 Jahren aus den drei Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern. Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen, mit Hilfe einer standardisierten Fragebogenuntersuchung (einschließlich eines Tests zum Medienwissen) sowie leitfadenorientierter qualitativen Interviews mit 33 prototypischen Jugendlichen und 10 Gruppendiskussionen zwischen insgesamt 78 Heranwachsenden, die jeweils beide aus der Gesamtstichprobe entstammen, erbrachte die folgenden Hauptergebnisse: (a) Es konnten sieben Cluster jugendlichen Medienhandelns identifiziert werden, deren Angehörige typische Formen der Mediennutzung praktizieren und unterschiedliche Ausprägungen von Medienkompetenz aufweisen. (b) Diese sieben untereinander sehr differenten, aber in sich relativ homogenen Gruppen von Jugendlichen, die eine umfassende Typologie des Medienhandelns bilden lassen sich mit Hilfe des multivariaten Verfahrens der Clusteranalyse als „Bildungsorientierte" (20,4 % der Analysestichprobe von n2 = 1.662 Heranwachsenden), „Positionslose" (20.3 %), „Kommunikationsorientierte" (19,1), „Konsumorientierte" (17,4 ), ,Allrounder'' (12 %), „Deprivierte (7,8 %) und „Gestalter" (3,1 %) empirisch rekonstruieren. (c) Die Zugehörigkeit der Jugendlichen zu den einzelnen Clustertypen der Medienkompetenz wird vor allem beeinflusst durch ihre jeweiligen geschlechtsspezifischen Rollenmuster, den Wahrnehmungs- und Handlungsmustern der Alterskohorte, der sie angehören, durch das Bildungsniveau ihrer Eltern, dem inkorporierten kulturellen Kapital der Heranwachsenden, ihre Medienumwelt und durch ihr soziales Kapital (z.B. informelle Jugendszene-Zugehörigkeiten und formelle Vereins-/Organisationsmitgliedschaften), über das sie verfügen. Die Mitgliedschaft in selbstorganisierien Gruppen eröffnet für die Jugendlichen Optionen und Möglichkeiten des informellen Lernens bzw. der Selbstsozialisazion, die die Aneignung von Medienkompetenz - insbesondere mit den Neuen Medien - fördern. Dies gilt vor allem für jene Jugendliche, die sich auf der Ebene ihrer soziokulturellen Orienfierungen der Szene der Computerfreaks und Internetuser zuordnen. Eine bestimmte Medienausstattung, über die die Jugendlichen verfügen, ist zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Ausbildung von Medienkompetenz: So sind etwa die als medieninkompetent einzustufenden „Deprivierten" auf der Ebene der Verfügbarkeit eines Computers besser ausgestattet als die „Bildungsorientierten". Wie die clusteranalytischen Auswertungen unserer Large-Scale-Study zeigen, sind vorschnelle Generalisierungen zum Medienhandeln Jugendlicher keineswegs angebracht! Auch wenn in öffentlichen Debatten die heutige Generation der Jugendlichen und jungen Erwachsenen oftmals als Vorreiter im Umgang mit Neuen Medien betrachtet wird, so ist mit Blick auf ihre Kompetenz und Qualifikation, ihre persönliche Einstellung und lebensweltliche Einbettung, doch sehr deutlich zwischen den einzelnen Nutzergruppen zu unterscheiden, die pauschale Attribuierungen obsolet erscheinen lässt. Damit vereinfacht die aktuelle diskutierte These von der epochalen Generationengestalt der „Digital Natives" bzw. der „Generation Internet" die empirisch vorfindbare soziale Realität in unzulässiger Weise. Allenfalls die deutliche Minderheit der „Allrounder", die sowohl die gesamte Klaviatur der Medien beherrschen als auch bei der Aneignung und Nutzung der Neuen Medien im Vergleich zu den anderen Clustertypen ein geradezu avantgardistisches Verhalten zeigen, weist inhaltliche Entsprechungen zu den sogenannten „Digital Natives" auf. Zudem lassen sich deutliche Belege für die Gültigkeit der Wissensklufthypothese bzw. des Digital Divide finden und damit für eine bereits bei den Jugendlichen vorfindliche „digitale Spaltung" unserer Gesellschaft, nach der sich formal niedriger Gebildete die Optionen der Mediennutzung weniger kompetent aneignen als formal höher Gebildete. Eine der aus den empirischen Befunden zu ziehenden medienpädagogischen Konsequenzen liegt damit in der nachdrücklichen Bekräftigung einer zielgruppenspezifischen Medienarbeit mit Jugendlichen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2003): Das Bielefelder Medienkompetenz-Modell. Clusteranalytische Untersuchungen zum Medienhandeln Jugendlicher. In: Medienwissenschaft Schweiz/Science des mass média Suisse. 2/2003, S. 17-25
Treumann, K.P./Burkatzki, E./Strotmann, M./Wegener, C.
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(2004): Das Bielefelder Medienkompetenzmodell. In: Bonfadelli, H./Bucha, P./Paus-Hasebrink, I./Süss, D. (Hg.): Medienkompetenz und Medienleistungen in der Informationsgesellschaft. Beiträge einer internationalen Tagung, Zürich: Verlag Pestalozzianum, S. 35-52
Treumann, K.P./Burkatzki, E./Strotmann, M./Wegener, C.
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(2005): Clusteranalytische Auswahl prototypischer Fälle für qualitative Untersuchungen. Zur triangulativen Verknüpfung quantitativer und qualitativer Methoden. In: Schilling, S./Sparfeldt, J./Prinsken, C. (Hg.): Aktuelle Aspekte pädagogisch-psychologischer Forschung. Münster u.a.: Waxmann, S. 41-70
Treumann, K.P.
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(2005): Hauptkomponentenanalytische Untersuchungen zum Medienhandeln Jugendlicher. In: Bachmair, B./Diepold, P./de Witt, C. (Hg.): Jahrbuch Medienpädagogik 4. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 145-168
Treumann, K.P./Burkatzki, E./Strotmann, M./Wegener, C.
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(2005): Medienkompetenz als theoretisches Konzept und Gegenstand empirischer Forschung. In: Bachmair, B./Diepold, P./de Witt, C. (Hg.): Jahrbuch Medienpädagogik 4. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 169-186
Meister, D.M./Hagedorn, J./Sander, U.
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(2005): Triangulation als Kombination qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden. In: Mikos, L./Wegener, C. (Hg.) Handbuch Qualitative Medienforschung. Konstanz: UVK und Stuttgart: UTB, S. 272-288
Treumann, K.P.
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(2005): Zur Rekonstruktion einer Typologie jugendlichen Medienhandelns gemäß dem Leitbild der Triangulation. In: Bachmair, B./Diepold, P./de Witt, C. (Hg.): Jahrbuch Medienpädagogik 5. Evaluation und Analyse. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 109-132
Treumann, K. P./Burkatzki, E./Strotmann, M./Wegener, C.
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(2007): Medienhandeln Jugendlicher. Mediennutzung und Medienkompetenz. Bielefelder Medienkompetenzmodell. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Treumann, K.P./Sander, U./Meister, D. u.a.
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(2008): Mediale Gewalt. Ihre Rezeption, Wahrnehmung und Bewertung durch Jugendliche. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Meister, D.M./Sander, U./Treumann K.P.
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(2008/09): Die empirische Erfassung von Medienkompetenz mit Hilfe einer triangulativen Kombination qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden. In: Herzig, B./Meister, D. (Hg.): Jahrbuch Medienpädagogik 8. Medienkompetenz und Web 2.0. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Treumann, K.P./Arens, M./Ganguin S.