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Struktur und Konzeption einer Stadt der ausgehenden Späten Bronzezeit und ihre kulturellen Implikationen: Archäologische Untersuchungen an Zitadelle und Nordstadt von Tall Bazi/Syrien

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2000 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5267164
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Forschungen in Tall Bazi/Nordsyrien, die vom Institut für Vorderasiatische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt wurden, galten einer Stadtanlage der Späten Bronzezeit (15.-13. Jh. v. Chr.), die aus drei Teilen besteht: einer 60 m hohen Zitadelle und der Nord- und Weststadt an ihrem Fuß. Die stark befestigte Zitadelle bildete, wie wir jetzt wissen, das administrative Zentrum. Auf dem Plateau stand ein großer freistehender Tempel, der weithin sichtbar war. Die nördlich gelegene Unterstadt, Nordstadt genannt, war der ältere Teil der Wohnsiedlung. Der jüngere Teil, Weststadt genannt, wurde in den 1990er Jahren untersucht und ist jetzt vom Euphratstausee überflutet. Den Ausgrabungen gingen Oberflächenbegehungen und geomagnetische Prospektionen voraus, die bereits wichtige Anhaltspunkte lieferten und entscheidend zur Auswahl der Grabungsflächen beitrugen. In gezielten Grabungen konnte so die Architektur der Unterstadt untersucht werden, die Wohnbebauung darstellt und sich stark von der Bebauung der Zitadelle unterscheidet. Sie entsprach weitgehend, soweit es der zur Verfügung stehende Raum erlaubte, dem sog. Bazi-Haustyp, bestehend aus einem großen langrechteckigem Hauptraum und einer seitlichen Reihe quadratischer Nebenräume. In beengten Situationen am Fuße der Zitadelle traten aber auch unregelmäßige kleinteilige Bauten auf. Das Plateau der Zitadelle war von jeglicher Bebauung weitgehend freigehalten worden und bestand zum großen Teil aus einer Freifläche. Am östlichen Rand konnte die sich daran anschließende Bebauung am Hang ermittelt werden, die sich in terrassierten Stufen an den Hang legt. Sie besteht aus langrechteckigen einräumigen Gebäuden, die von einem schmalen umlaufenden Weg zugänglich sind. Auffälligerweise fehlen diesen Gebäuden jegliche häusliche Installationen wie Kochgelegenheiten, Herde oder Öfen, sodass die Versorgung der Bewohner also andernorts erfolgt sein muss. Auf dem Plateau selbst stand offenbar nur ein einziger, alles überragender Monumentalbau, der weithin sichtbar war. Hierbei handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Tempel. Aus anderen Quellen erfahren wir, dass sich hier die Ältesten trafen und zusammen mit dem Stadtgott die Geschicke der Stadt lenkten. Der Befund in Tall Bazi bietet die einzigartige Gelegenheit, einen solchen Tempel samt Inventar zu erforschen. In der Ausgrabung fanden sich zwei Tontafeln, die einzigen königlichen Urkunden, die von den Königen von Mittani, Sauštatar und Artatama, bisher bezeugt sind. Ein überraschendes Ergebnis lieferten die Untersuchungen am Südhang der Zitadelle. Das hier entdeckte fortähnliche Gebäude besitzt nicht nur einen außergewöhnlichen Grundriss, sondern auch seine Zeitstellung ist bemerkenswert. Es ist ca. 1000 Jahre älter als die bisherigen Funde von der Zitadelle und datiert in die Frühe Bronzezeit. Die Ausgestaltung der Zitadelle als befestigter Platz ist bereits zu einem früheren Zeitpunkt erfolgt als bisher angenommen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Wettlauf mit der Zeit. Rettungsgrabungen in Tall Bazi, Welt und Umwelt der Bibel 1/2004, 64-69
    B. Einwag, A. Otto
  • Ein Tempel für den Ältestenrat, Alter Orient aktuell 6 (2005) 27-29
    A. Otto, B. Einwag
  • Schenkungen von Mittani-Königen an die Einwohner von Basiru. Die zwei Urkunden aus Tall Bazi am Mittleren Euphrat, ZA 96 (2006) 69-104
    W. Sallaberger / B. Einwag / A. Otto
  • Tall Bazi 2000 und 2001 – Die Untersuchungen auf der Zitadelle und in der Nordstadt, DaM 15 (2006) 105-130
    B. Einwag, A. Otto
 
 

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