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Korruption in der europäischen Moderne. Korruptionskommunikation und "korrupte" Praktiken in Deutschland, Großbritannien und Frankreich im 19. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2007 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 52916600
 
Obwohl gesellschaftliche Debatten über Korruption in den letzten Jahren an Bedeutung stark zugenommen haben, steht die historische Erforschung der Korruption noch am Anfang. Das Projekt unternimmt die im deutschen Sprachraum erste ländervergleichende Untersuchung von der Sattelzeit bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In diesem Zeitraum entstand die bis heute gültige Auffassung von Korruption. Es wird davon ausgegangen, dass Korruption zwei Dimensionen hat, nämlich die Kommunikation über Korruption und die als korrupt bezeichneten Praktiken; beide werden untersucht. Anstelle eines überzeitlichen Korruptionsbegriffs wird davon ausgegangen, dass Korruption eine historisch variable Bewertung von Praktiken der Begünstigung ist. Die Besonderheit der modernen Korruptionskritik ist ihre Unbedingtheit. Die in der vormoderne noch allgemein akzeptierten Wertesysteme partikularer Interessen (Patronage-Ethos) verloren an Überzeugungskraft. Die Verwobenheit von Korruptionskritik und Modernisierung wird anhand der Bürokratisierung bzw. von Verwaltungsreformen und anhand der politischen Interessenvertretung der Eisenbahnindustrie analysiert. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass Korruptionskommunikation und Praktiken der Begünstigung sich in wechselseitiger Beeinflussung wandelten. Am Beispiel der staatlichen Verwaltung lässt sich zeigen, dass auch die Logik „alter“ Praktiken bisweilen zur Modernisierung von Normensystemen beitrug. Anhand des entstehenden Industrielobbyismus wird deutlich, wie dieser unter dem Eindruck einer kapitalismuskritischen öffentlichen Beobachtung neue Formen ausprägte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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