Detailseite
Projekt Druckansicht

Der Einfluß von Ziel- und Handlungskontexten auf automatische Aufmerksamkeitsbindungen für valente Inhalte: Entwicklung und kritische Prüfung von Modellen der affektiven Informationsverarbeitung

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2001 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5316254
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt zeigt, dass basale affektive Informationsverarbeitung dem Prinzip der Gegenregulation gehorcht: Positive motivationale Lagen (z.B. die Chance auf Gewinn) sind durch Aufmerksamkeits-Biases für negative Stimuli gekennzeichnet, negative motivationale Lagen (z.B. die Gefahr von Verlusten) sind dagegen durch Aufmerksamkeits-Biases für positive Stimuli gekennzeichnet. Dieses Prinzip trägt zu einer Flexibilisierung der Handlungssteuerung bei und wirkt emotionaler Eskalation entgegen. Ihm kommt damit eine hohe funktionale Bedeutung für Handlungssteuerung und Emotionsregulation zu. Besonders bemerkenswert sind die Befunde, da sie in Kontrast zu zwei häufig formulierten Prinzipien stehen. Zum einen wurde in ähnlichen experimentellen Anordnungen Kongruenzeffekte postuliert (und teilweise gefunden). Wir konnten diese Diskrepanz durch die Einführung theoretisch stimmiger Moderatorvariablen aufklären. Zum anderen wurde häufig ein starrer Negativitäts-Bias (z.B. im Sinne eines threat-detectors) postuliert. Wir zeigen nicht nur (dabei im Einklang mit anderen Kritikern dieser Hypothese), dass auch positive Stimuli mit Biases einhergehen können, sondern zeigen mit dem Gegenregulationsprinzip zudem, dass derartige Biases flexibel an die Situation angepasst sind. Gegenregulationsprozesse können durch verschiedene motivationale und emotionale Manipulationen ausgelöst werden. Sie fanden sich als Reaktion auf Leistungs-Feedback und Ergebnisfoki, aber auch nach Emotions-Induktionen und im Kontext von typischen Framing-Aufgaben. Die Biases wurden mit unterschiedlichen Paradigmen der Kognitiven Psychologie nachgewiesen. Sie zeigten sich in direkten Evaluationsaufgaben, in Flanker-Anordnungen und in Paradigmen der Visuellen Suche. Darüber hinaus konnten Auswirkungen auf die Verhaltenssteuerung (Risikoverhalten) nachgewiesen werden. In diesen Befunden liegt ein großes Potential für Folgeprojekte. Zum einen lassen sich aus dem Gegenregulationsprinzip weitere Hypothesen über basale Aufmerksamkeitssteuerung ableiten. In diesem Forschungsgebiet ist bislang die Vermutung unflexibler Biases die Regel. Zum anderen hat das Prinzip der Gegenregulation große Bedeutung für die Untersuchung von Bewältigungsprozessen in Belastungssituationen. Letztlich ergeben sich auch Perspektiven für die Erforschung und unter Umständen auch die Therapie von Psychopathologien: Ein Defizit an Gegenregulation könnte eine mögliche Ursache für Depressivität sein; ein Training von Gegenregulationsstrategien wäre dann eine denkbare Intervention.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2003). Estimating the valence of single stimuli: A new variant of the affective Simon task. Experimental Psychology, 50, 86-96
    Voss, A., Rothermund, K., & Wentura, D.
  • (2003). Motivation and attention: Incongruent effects of feedback on the processing of valence. Emotion, 3, 223-238
    Rothermund, K.
  • (2008). Counter-regulation in affective attentional biases: A basic mechanism that warrants flexibility in emotion and motivation. Emotion, 8, 34-46
    Rothermund, K., Voss, A., & Wentura, D.
  • (2009). Aufmerksamkeit und Gedächtnis. In: G. Stemmler (Ed.), Enzyklopädie der Psychologie - Psychologie der Emotion (Vol. C/IV/3, pp. 205-245). Göttingen: Hogrefe
    Wentura, D., & Rothermund, K.
  • (2009). Playing TETRIS for science: Counterregulatory affective processing in a motivationally "hot" context. Acta Psychologica, 131, 171-177
    Wentura, D., Voss, A., & Rothermund, K.
  • (2011). "I feel better but I don't know why": The psychology of implicit emotion regulation. Cognition and Emotion, 25, 389-399
    Koole, S. L., & Rothermund, K.
  • (2011). Counter-regulation and control-dependency: Affective processing biases in the service of action regulation. Social Psychology, 42, 56-66
    Rothermund, K.
  • (2011). Incongruency effects in affective processing: Automatic motivational counter-regulation or mismatch-induced salience? Cognition and Emotion, 25, 413-425
    Rothermund, K., Gast, A., & Wentura, D.
  • (2011). Selbstregulation statt Selbstkontrolle: Intentionalität, Affekt und Kognition als Teamgefährten im Dienste der Handlungssteuerung. Psychologische Rundschau, 62, 167-173
    Rothermund, K.
  • (2012). Automatic coping mechanisms in committed relationships: Increased interpersonal trust as a response to threat. Journal of Experimental Social Psychology, 48, 180-185
    Koranyi, N., & Rothermund, K.
  • Motivation and affective processing biases in risky decision-making: A counter-regulation account. Journal of Economic Psychology
    Schwager, S., & Rothermund, K.
  • Counter-regulation triggered by emotions: Positive/negative affective states elicit opposite valence biases in affective processing. Cognition and Emotion
    Schwager, S., & Rothermund, K.
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung