Psychometrische Intelligenz und die Verarbeitung von Zeitinformation
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das voriiegende Forschungsvorhabens diente der weiteren Evaluation und Elaboration eines neuen Paradigmas im Rahmen der experimentellen Intelligenzforschung, das - in Ergänzung zu herkömmlichen elementaren kognitiven Aufgaben - eine reaktionszeitunabhängige Erfassung von grundlegenden, intelligenzrelevanten Informationsverarbeitungsprozessen ermöglicht. Ausgehend vom so genannten "master c/oc/t"-Konzept der Informationsverarbeitung hat sich in zwei vorangegangener! Untersuchungsserien ein aus verschiedenen psychophysischen Indikatoren abgeleitetes Aggregatmaß zur Quantifizierung der Verarbeitung von Zeitinformation als valider Prädiktor für die individuelle Ausprägung des g-Faktors der Intelligenz erwiesen. Die spezifische Validität des neu entwickelten Ansatzes gegenüber alternativen Erklärungsmodellen, die von der generellen sensorischen Diskriminationsleistung sowie von höheren kognitiven Funktionen als potentielle Prädiktoren des g-Faktors ausgehen, wurde experimentell getestet. Zu diesem Zweck wurden differentielle Zusammenhänge zwischen der Verarbeitung von Zeitinformation und geschwindigkeits- bzw. verarbeitungskapazitätsbezogenen Aspekten der Intelligenz überprüft. Aufbauend auf diesen Daten wurde mit Hilfe von Strukturgleichungsmodellen der Beitrag der untersuchten potentiellen Prädiktorvariablen zur Varianzaufklärung genereller Intelligenzaspekte analysiert und konzeptualisiert. Obwohl ein direkter Zusammenhang zwischen der psychometrischen Intelligenz und der zeitbezogenen - nicht jedoch der nicht-zeitbezogenen - Diskriminationsleistung zu bestehen scheint, kann auf Grund der voriiegenden Daten nicht ausgeschlossen werden, dass - wie bereits von Spearman (1904) postuliert - ein enger funktionaler Zusammenhang zwischen der generellen Diskriminationsfähigkeit und dem g-Faktor der Intelligenz besteht. Gleichzeitig konnte jedoch ein sehr viel engerer funktionaler Zusammenhang sowohl zwischen der zeitgebundenen als auch der nicht-zeitgebundenen sensorischen Diskriminationsleistung und der Verarbeitungskapazität belegt werden als zwischen der sensorischen Diskriminationsleistung und der ßearbeitungsgeschwindigkeit. Die Ergebnisse weiterer Analysen zum Zusammenhang zwischen der zeitgebundenen Diskriminationsleistung, der Arbeitsgedächtniskapazität sowie geschwindigkeits- und verarbeitungskapazitätsbezogenen Aspekten der psychometrischen Intelligenz liefern erste experimentelle Hinweise, dass ein höheres zeitliches Auflösungsvermögen zu einer besseren Effizienz von höheren kognitiven Prozessen führt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Helmbold, N. & Rammsayer, T. {2006). Timing performance as a predictor of psychometric intelligence as measured by speed and power tests. Journal of Individual Differences, 27,1^-Zl.
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Helmbold, N., Rammsayer, T. & Altenmüller, E. (2005). On differences in primary mental abilities between musicians and non-musicians. Journal of Individual Differences, 26, 74-85.
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Helmbold, N., Troche, S. & Rammsayer, T. (2006). Temporal information processing and pitch discrimination as predictors of general intelligence. Canadian Journal of Experimental Psychology, 60, 294-306.
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Helmbold, N., Troche, S. & Rammsayer, T. (2007). Processing of temporal and nontemporal information as predictors of psychometric intelligence: A structuralequation- modeling approach. Journal of Personality, 75,985-1006.
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Rammsayer, T. H. & Brandler, S. (2002). On the relationship between general fluid intelligence and psychophysical indicators of temporal resolution in the brain. Journal of Research in Personality, 36, 507-530.
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Rammsayer, T. H. & Brandler, S. (2004). Aspects of temporal information processing: A dimensional analysis. Psychological Research, 69,115-123.
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Rammsayer, T. H. & Brandler, S. (2007). Performance on temporal information processing as an index of general intelligence. Intelligence, 35,123-139.