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Der Verlag "Volk und Welt". Internationale Literatur in der DDR und im Spannungsfeld deutsch-deutscher Literaturpolitik
Antragsteller
Professor Dr. Christoph Kleßmann
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2001 bis 2007
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5331314
Ziel ist eine Monographie über den Verlag "Volk und Welt". Im geschlossenen Literatursystem der DDR bot dieser Großverlag das "Fenster nach draußen". Als Leitverlag für internationale Literatur setzte er seit Anfang der sechsziger Jahre die "literarische Moderne" im "Leseland" durch und stellte die in den fünfziger Jahren im Kampf gegen westliche "Dekadenz" eingeführten Zensurkriterien auf den Kopf. In einem doppelbödigen, im einzelnen noch zu erforschenden Zusammenspiel mit dem westdeutschen Luchterhand-Verlag wuchs dem grenzüberschreitenden Avantgardeverlag die Funktion einer gesamtdeutschen Drehscheibe für Weltliteratur zu. Der internationale Zuschnitt des Programms von "Volk und Welt" repräsentierte jedoch zugleich die Anbindung der DDR an den sowjetischen Wertekosmos. "Volk und Welt" verwaltete im Wechselspiel mit einem ganzen Ensemble zensurpolitischer Kontrollinstanzen (Büro für Urheberrechte, Buchexport, HV Verlage und Buchhandel, MfS, Zoll) eine auf die Buchproduktion der "sozialistischen Bruderländer" wie auf die Erzeugnisse des "feindlichen kapitalitischen Auslands" ausgerichtete Wächterfunktion. Letztlich war dieses System der literarischen Grenzkontrolle im Hinblick auf die deutsche Zweistaatlichkeit konstruiert worden. Die Verlagsgeschichte von "Volk und Welt" wird im Kontext dieses Systems dargestellt. Sie soll zeigen, wie welche Literatur der unterschiedlichen Länder gefiltert wurde, wie sich dabei die Grenzen des von der Zensur Erlaubten verschoben und wie sich die vorgeschobene Position eines Verlags für internationale Literatur doch auch zur Beobachtung der "klassenfeindlichen" Partner in Westdeutschland und als Ausgangspunkt für Annäherungen eignete.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen