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Herrschermemoria und politische Norm in der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 53346375
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt konnte, obwohl es sich exemplarisch drei Einzelbeispielen zuwandte, erheblich zum Verständnis der Bedeutung und Funktionalisierung des Herrschertodes und der Herrschermemoria in der Frühen Neuzeit beitragen. Dabei fallen insbesondere die Unterschiede zwischen dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und England/Großbritannien auf. Während in Sachsen-Gotha-Altenburg wie auch in anderen Reichsterritorien eine prunkvolle Funeralschrift erstellt wurde, die wesentlich von den Zielen und Repräsentationsbedürfnissen des Nachfolgers des Verstorbenen beeinflusst wurde, fehlen in England solche Schriften. Hier wurde vielmehr schon im frühen 17. und verstärkt im 18. Jahrhundert die Memoria in einer breiten Öffenfiichkeit angeeignet und ,verargumentiert'. In unterschiedlichen politischen Kontexten lassen sich daher durchaus variierende Bilder des Verstorbenen feststellen, die zugleich erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Wahrnehmung von Monarchie und Herrschaft haben konnte. Zugleich lassen die Erkenntnisse aus dem Projekt weitergehende Fragen zur Herausbildung von nationalen Identitäten zu. Überraschend ist dabei, dass gerade eine Herrscherin wie Elisabeth I., die in der heutigen Wahrnehmung geradezu eine nationale Ikone darstellt, keineswegs von Beginn an ausschließlich positiv besetzt warw während der heutzutage eher als ambivalent wahrgenommene Wilhelm III. in den Funeralschriften äußerst vorteilhaft dargestellt wurde, ohne dass dies allein auf staatliche Propagandabemühungen zurückzuführen ist. Eine Folge der unterschiedlichen Quellensituation liegt in der stark differierenden Arbeitsweise der Projekte. Während für die Memoria Ernsts des Frommen in akribischer Archivarbeit Aussagen zur Entstehungsgeschichte des Funeralwerks getroffen werden konnten, ist eine solche Herangehensweise aufgrund der Quellensituation für England weder im frühen 17. noch im frühen 18. Jahrhundert möglich. Vielmehr zwang hier die ausufernde Publizistik zu einer Konzentration auf die öffentlichen Debatten und zu einer auf breiter Basis durchgeführten Diskursanalyse. Es zeigte sich rasch, dass das öffentliche Interesse an dem Projekt „Herrschermemoria und politische Norm in der Frühen Neuzeit" groß war. Kurz nach Bewilligung des Antrages veröffentlichte die Pressestelle der Universität Marburg einen längeren Artikel zur Thematik auf der Universitäts-Homepage (http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2007/1203b), der in regionalen und überregionalen Medien Resonanz fand. Zur Publizität des Projektes trug auch die Marburger Forschungsstelle für Personalschriften bei (geleitet in der Nachfolge von Professor Dr. Dr. h.c. Rudolf Lenz von Dr. Eva-Maria Dickhaut), durch die Artikel von Kerstin Weiand, Dr. Eva Bender und Dr. Ulrich Niggemann für die gerade auch von einem interessierten Laienpublikum breit rezipierte Artikelserie „Leben in Leichenpredigten" online bereitgestellt wurden (http://www.personalschriften.de).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Herrschermemoria und politische Norm. Geschichtliche Persönlichkeiten als Leitbilder vom Mittelalter bis zur Moderne, in: Historisches Jahrbuch 129 (2009), S. 3-17
    Kampmann, Christoph
  • Normative Modelle für die amerikanische Präsidentschaft: George Washington in der Funeralliteratur von 1799 und 1800, in: Historisches Jahrbuch 129 (2009), S. 101-130
    Niggemann, Ulrich
  • Der englische Regierungs- und Dynastiewechsel 1603 im Spiegel der Funeralschriften Elisabeths l., In: Christine Roll/ Frank Pohle/ Matthias Myrczek (Hrsg.), Grenzen und Grenzüberschreitungen. Bilanz und Perspektiven der Frühneuzeitforschung (Frühneuzeit-Impulse; 1), Köln/Weimar/Wien 2010, S. 271-290
    Weiand, Kerstin
  • Der mediale Umgang mit dem Tod eines umstrittenen Herrschers. Die Memoria Wilhelms III. zwischen „Glorious Revolution" und Hannoverscher Thronfolge, in: Christine Roll/ Frank Pohle/ Matthias Myrczek (Hrsg.), Grenzen und Grenzüberschreitungen. Bilanz und Perspektiven der Frühneuzeitforschung (Frühneuzeit-Impulse; 1), Köln/Weimar/Wien 2010, S. 299-312
    Niggemann, Ulrich
  • Der Friedländer als Kontrastfigur. Zur Sonderstellung Wallensteins in der protestantischen Historiographie des Alten Reichs, in: ders./Joachim Bahlcke (Hrsg.), Wallensteinbilder im Widerstreit. Eine historische Symbolfigur in Geschichtsschreibung und Literatur vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (Stuttgarter Historische Forschungen; 12), Köln/Weimar/Wien 2011, S. 27-50
    Kampmann, Christoph
  • Divine Right, 'Courtly Reformation' or Contractarianism? Political and Theological Languages in the Funeral Sermons on King William III, in: Barok. Historia - Literature-Sztuka 35 (2011), S. 13-25
    Niggemann, Ulrich
  • Elisabeth I. von England. Wandlungsprozesse eines ('Herrscher-') Modells zwischen Integration und Polarisierung, in: Christoph Kampmann/ Katharina Krause/ Eva- Bettina Krems/ Anuschka Tischer (Hrsg.), Neue Modelle im Alten Europa. Traditionsbruch und Innovation als Herausforderung in der Frühen Neuzeit, hrsg. zusammen mit Katharina Krause/ Eva-Bettina Krems/Anuschka Tischer, Köln/Weimar/ien 2012, S. 140-153
    Weiand, Kerstin
 
 

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