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Postkoloniale Nachbarschaften

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 496295891
 
Gemeinsam mit forschenden Aktivist*innen und Künstler*innen untersucht das Projekt die postkoloniale Textur der Berliner Stadtgesellschaft, die aus einem kontingenten, post/migrantischen "Zusammengeworfensein" unterschiedlicher Migrationsbewegungen und -präsenzen in der ehemals kolonialen Metropole hervorgeht. Ein besonderer Fokus liegt auf der Migration aus dem globalen und mediterranen Süden sowie dem postsozialistischen Osten, durch die Geschichten und Nachwirkungen globaler kolonialer und kryptokolonialer Verflechtungen heute im Raum der europäischen Stadt reflexiv aktualisiert, mobilisiert und mit dem Ziel einer bürgerschaftlichen Verortung der Akteur*innen verhandelt werden. Das Projekt untersucht diese Verhandlungen als bürgerschaftliche Kämpfe in unmittelbaren physischen und sozialen Konstellationen "postkolonialer Nachbarschaften": öffentliche städtische Räume alltäglicher Nutzung und Begegnung, an denen sich postkoloniale Kontroversen entzünden, die den Boden für mögliche Artikulationen und intersektionale Allianzen unterschiedlich positionierter Akteur*innen des antirassistischen, dekolonialen Aktivismus bereiten. In diesem Projekt wird das Konzept der "Nachbarschaft" über seine herkömmliche Bedeutung des "Zusammenwohnens" hinaus zu einer postmigrantischen, postkolonialen Assemblage des "Zusammengeworfenseins" weiterentwickelt, das urbane Räume zu potenziellen Orten des Kampfes um und der intersektionalen Allianzen für Repräsentation, Anerkennung, Partizipation und (Staats-)Bürgerschaft macht. Ausgehend von zwei postkolonialen Nachbarschaften in Berlin, die sich rund um die Umbenennungsdebatte der ehemaligen Mohrenstraße und am ebenfalls zur Umbenennung anstehenden Nettelbeckplatz formiert haben, wird das Projekt die ästhetischen, epistemischen und politischen Artikulationen und intersektionalen Allianzen in diesen Settings untersuchen und sich gleichzeitig selbst an Praktiken der Dekolonisierung kollaborativ forschend beteiligen. Das Projekt wird auf der Grundlage einer "kollektiven Ethnographie" arbeiten, die urbane Akteur*innen als Forschende mit einer engagierten, öffentlichen Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie zusammenbringt. Das Projekt erforscht die Möglichkeiten und Grenzen einer solchen transdisziplinären Zusammenarbeit im Hinblick auf dieses Postulat, zugleich kollektiv zu forschen und antirassistische, dekoloniale Allianzen in postkolonialen Nachbarschaften zu artikulieren und zu fördern.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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