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Übungsinduzierte Reorganisation des zentralen auditorischen Systems bei Tinnitus

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2001 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5353822
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Tinnitus stellt eine rätselhafte Herausforderung an die Neurowissenschaften dar, mit in der Folge bisher unzureichenden therapeutischen Möglichkeiten. In unserem Projekt konnten wesentliche Erkenntnisfortschritte erzielt werden. So wurde sowohl anhand gängiger als auch neuer klinischer Interventionsversuche, eine wesentliche Rolle auditorisch kortikaler Alpha-Oszillationen erkannt und spezifiziert. Die anhaltende Reduktion derartiger Aktivität in auditorischen Regionen scheint Chronifizierung von Tinnitus zu unterliegen, während die bisher vielbeachteten Gamma-Oszillationen eher in der Frühphase nach Hörschädigungen relevant sein dürften, solange bis sich eben maladaptive neuroplastische Veränderungen verfestigen. Eine therapeutische Intervention sollte bei chronischem Tinnitus daher auf eine Erhöhung von auditorischem Alpha abzielen. Wir konnten verdeutlichen, dass innovative Neurofeedbackverfahren gegenwärtig mächtiger sind als die bisher die Literatur dominierenden rTMS-Verfahren. Schließlich konnten wir in diesem Projekt die Rolle verteilter Netzwerke für Tinnitus-Entstehung verdeutlichen und aufzeigen, dass eine auditorische Alpha-Erhöhung zu einer günstigen "De-Efferenzierung" führt. Zukünftige Grundlagenstudien könnten den Verlauf neurophysiologischer Veränderungen in Langzeitstudien in den Fokus rücken. Aus klinischer Sicht könnten bereits jetzt spezielle Neurofeedbackverfahren zu praxisrelevanter Reife entwickelt werden, während die Weiterentwicklung rTMS-basierter Verfahren neue - mit EEG / MEG Ableitungen fassbare - neurowissenschaftlich fundierte Zugänge benötigen dürfte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2007). The neural code of auditory phantom perception. The Journal of Neuroscience, 27, 1479-84
    Weisz, N., Müller, S., Schlee, W., Dohrmann, K., Hartmann, T., Elbert, T.
  • (2007). Tuning the tinnitus percept by modification of synchronous brain activity. Restorative Neurology & Neuroscience, 25, 371-378
    Dohrmann, K., Elbert, T., Schlee, W., Weisz, N.
  • (2008). Transient reduction of tinnitus intensity is marked by concomitant reductions of delta band power. BMC Biology, 16, 6:4
    Kahlbrock, N., Weisz, N.
  • (2008). Using auditory steady-state responses to outline the functional connectivity in the tinnitus brain. PLoS ONE, 3: e3720
    Schlee, W., Weisz, N., Bertrand, O., Dohrmann, K., Hartmann, T., Elbert, T.
  • (2009). Abnormal resting-state cortical coupling in chronic Tinnitus. BMC Neuroscience, 10:11
    Schlee, W., Weisz, N., Hartmann, T., Elbert, T.
  • (2009). Loss of alpha inhibition is related to abnormal gamma synchronization - a prerequisite for the generation of tinnitus? Neuroscience Letters, 453, 225-8
    Lorenz, I., Müller, N., Schlee, W., Hartmann, T., Weisz, N.
  • (2009). Mapping cortical hubs in tinnitus. BMC Biology, 7:80
    Schlee, W., Müller, N., Hartmann, T., Keil, J., Lorenz, I., Weisz, N.
  • (2010) Rapid increases of gamma power in the auditory cortex following noise trauma in humans. Eur J Neurosci. 2010 Dec 29
    Ortmann, M., Müller, N., Schlee, W., Weisz, N.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/j.1460-9568.2010.07542.x)
  • (2010). Short-term Effects of Single rTMS Sessions on Auditory Evoked Activity in Chronic Tinnitus Patients. Journal of Neurophysiology, 104, 1497-1505
    Lorenz, I., Müller, N., Schlee, W., Langguth, B., Weisz, N.
 
 

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