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Auslandserfahrungen und Identitäten europäischer Geistes- und Sozialwissenschaftler seit den 1930er bis zu den 1960/70er Jahren - Transfers im Vergleich

Antragsteller Dr. Martin Kirsch
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2001 bis 2004
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5356920
 
Die zentrale Ausgangsfrage des Vorhabens lautet, inwieweit und aus welchen Gründen in einer Zeit des radikalisierten Nationalismus (und damit eines dominierenden Einflusses des Nationalen auf die Identität) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei Wissenschaftlern, die teils freiwillig, größtenteils aber gezwungenermaßen ihre Heimat verließen, bereits Elemente transnationaler (insbesondere europäischer) Identität entstanden. Entlang der Biographien von gut vierzig Geistes- und Sozialwissenschaftlern (Philosophen, Historiker, Juristen, Politologen) aus Deutschland, Frankreich und Polen, die zwischen ca. 1910 und 1935 ihr Studium abschlossen, wird den Wirkungen der Fremderfahrung auf die Teilbereiche der Identität einer Person (etwa das Selbstverständnis im Hinblick auf Beruf und wissenschaftliches Denken, politische Überzeugung, privates Leben, religiöse Vorstellung) nachgegangen. Gegenüber der bisherigen Forschung versucht das Vorhaben in folgenden Bereichen innovativ zu sein: bislang fehlt es 1) an einer Untersuchung der Korrelation von Auslandsforschung und Identitätsentwicklung einer größeren Gruppe emigrierter Wissenschaftler zwischen den 1930er und 1960/70er Jahren und 2) an einem Vergleich der Emigration von Wissenschaftlern unterschiedlicher Nationalität; 3) mangelt es generell bisher an Vergleichen zwischen west- und ost(mittel)europäischen Beispielen; in methodischer Hinsicht wurde bislang eher selten umgesetzt: 1) eine historische Analyse der (personalen) Identität von Individuen im Wechselverhältnis zu ihren jeweiligen Zugehörigkeitsgefühlen zu Wir-Gruppen/ Kollektiven (z.B. zur Nation, zu Europa); 2) eine Verknüpfung der Methoden des Vergleichs mit denjenigen des Transfers (hier: die mit dem Wechsel des Kulturraumes einhergehenden Wirkungen und Veränderungen des Denkens von Wissenschaftlern); schließlich 3) eine Verbindung der in den Kultur-, Rechts und Sozialwissenschaften eigenständig entwickelten, aber ähnliche Phänomene beschreibenden Konzepte des "Transfers" (Austauschprozess zwischen Kulturen), der "Rezeption" (Übernahme und Anpassung von Rechtsregeln in ein anderes staatliches Rechtssystem) und der "Akkulturation" (Anpassung oder Veränderung der kulturellen Muster von Personen in der Fremde) zu einem Ansatz.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
 
 

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