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Der Ort des Nationalen in den Selbstthematisierungen deutscher Bildungsbürger in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Ein Beitrag zur kulturellen Wirkungsgeschichte nationaler Vorstellungen

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 1997 bis 2001
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5375142
 
Der Schwerpunkt des Projekts, das die Bedeutung und Reichweite nationaler Vorstellungen in der individuellen Selbstwahrnehmung und -darstellung von deutschen Bildungsbürgern untersucht, lag zum einen im Aufbau des Quellenkorpus, zum anderen in methodischen Überlegungen. Dabei wurde im Vergleich zur Antragsstellung der kommunikative Aspekt autobiographischer Zeugnisse deutscher Bildungsbürger des Kaiserreichs stärker akzentuiert: Der Ort des Nationalen in den autobiographischen Zeugnissen wurde mit dem nationalen Ort der autobiographischen Zeugnisse in der zeitgenössischen öffentlichen Kommunikation - greifbar in Gestalt von Rezeptionsdokumenten - in Beziehung gesetzt. Die textuelle Feinanalyse der autobiographischen Zeugnisse - bislang vorwiegend "Lebenserinnerungen" (Autobiographien) - untersuchte Konstellationen nationaler Selbstbeschreibung, die Nationalisierung des "Eigenen" und des "Anderen". Hier deutet sich zum einen an, daß der Raum, den das Nationale im Sinne der kleindeutsch-preußischen Staatlichkeit einnimmt, von der Entstehungszeit der "Lebenserinnerungen" abhängt, mit zunehmender Ferne zur Reichsgründung größer wird. Diese Zäsur wird von der Auswertung der Rezeptionsdokumente (Rezensionen, Vorworte zu den "Lebenserinnerungen") bestätigt. Zum anderen wird jedoch deutlich, daß nationale Vorstellungen in der Erzählung der eigenen Lebensgeschichte genauso wenig das privilegierte Moment individueller Sinngebung darstellen, wie die "Lebenserinnerungen" vom und für das Publikum als nationale Identifikationsgattung wahrgenommen werden. Beiden Analyse-Ebenen zufolge steckt der Schlüssel zum zeitgenössischen kommunikativen Wert autobiographischer Zeugnisse nicht in "Nation", vielmehr in "(Kultur-)Geschichte". Diese dem Stadium der Auswertung entsprechend notgedrungen schwachen Hypothesen müssen unbedingt durch weitere Analyse und Heranziehung anderer autobiographischer Quellengattungen, Briefwechsel und Tagebücher, überprüft werden.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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