Freiland- und Laboruntersuchungen zu den phytopathologischen und ökophysiologischen Mechanismen des Erlensterbens (Alnus glutinosa GAERTNER) ausgelöst durch die "Erlenphytophthora" (Phytophthora alni subsp. alni)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Zusammenschau der im Zuge dieser Arbeit gesammelten Ergebnisse lässt den Schluss zu, dass die Beeinträchtigung der Vitalität und Physiologie P. alni infizierter Schwarzerlen vorrangig auf der vom Pathogen verursachte Phloemzerstörung am Stammfuß und der damit verbunden Störung des Kohlenstoff-Haushaltes der Bäume beruht. Sowohl Kohlenstoffgewinn (Assimilation) auf Blattebene als auch die Kohlenstoffverlagerung innerhalb des Baumes (Allokation) wurden durch das Pathogen erheblich gestört und führten zu einer empfindlichen Schwächung der gesamten Wirtsphysiologie. Anhand der durchgeführten Freilanduntersuchungen und Infektionsversuche ist zu schließen, dass junge Bäume mit geringen Stammmantelflächen deutlich schneller durch das Pathogen zum Absterben gebracht werden als alte Bäume mit großen Stammumfängen, da den Ergebnissen der Infektionsversuche nach erst eine nahezu komplett den Stamm umfassende Phloemzerstörung durch Phytophthora alni den Wirt zum Absterben bringt. Anhand der Untersuchungen im Freiland lässt sich folgern, dass insbesondere adulte Erlen mit großen Stammumfängen, eine Primärinfektion durch Phytophthora alni mehrere Jahre zu überstehen vermögen, sodass bei diesen Bäumen durch hinzukommen von Wund- und Schwächeparasiten häufig eine komplexere Krankheitsentwicklung (Pathogenese) vorliegt. Demzufolge wäre es im Zuge des neuartigen Erlensterbens ratsam, bei erkrankten Altbäumen von einem Schädigungs-Komplex mit dem Primärpathogen Phytophthora alni zu sprechen, da häufig keine äußeren Anzeichen (Pilz-Fruchtkörper) trotz eines Weißfäulepilzbefalls bei erkrankten Erlen zu erkennen sind. Das Ausmaß der zusätzlichen physiologischen Beeinträchtigung durch die Reduktion des wasserleitenden Querschnitts infolge der Holzzerstörung durch Weißfäulen, kann, wie hier gezeigt, erheblich sein. Demzufolge ist es bei vom Erlensterben betroffenen Altbäumen häufig nicht möglich zu bestimmen, ob nun das Primärpathogen (Phytophthora alni) oder Folge-Pathogene (Weißfäuleerreger) zum Absterben des Wirtes führten. Vermutlich ist häufig ein Zusammenspiel beider Schädigungskomplexe der Fall. Darüber hinaus zeigte sich in Infektionsversuchen mit stamminokulierten Erlentopfpflanzen (keine Klone) eine individuell unterschiedliche Anfälligkeit gegenüber der besonders aggressiven Unterart P. alni subsp. alni. Zwei von zwölf Pflanzen zeigten nur eine geringe Rindenläsionsentwicklung nach Stamminokulation mit dem Pathogen. Dies stützt die Vermutung, dass einzelne Individuen der Schwarzerlen eine gewisse natürliche Resistenz bzw. Toleranz gegenüber der Erlen-Phytophthora aufweisen und lässt für die Zukunft hoffen, dass im mitteleuropäischen Freiland trotz einer voranschreitenden Ausbreitung des durch Phytophthora alni verursachten neuartigen Erlensterbens zumindest ein Teil des natürlichen Schwarzerlenbestandes erhalten bleibt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2006). Physiological investigations on juvenile Alnus glutinosa inoculated with Phytophthora alni subsp. alni. In: Brasier C, Jung T and Oßwald W (eds.). Progress in Research on Phytophthora Diseases of Forest Trees. Proceedings of the Third International IUFRO Working Party S 07.02.09 Meeting in Freising, Germany, 2004, pp 84-87
Clemenz C, Fleischmann F, Häberle KH, Matyssek R, Oßwald W