Neuronale Aktivierung traumaspezifischer und traumaunspezifischer Erinnerungen bei Borderline-Persönlichkeitsstörung vor und nach der Therapie: eine fMRI-Studie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Mit dem Forschungsprojekt „Neuronale Aktivierung traumaspezifischer und traumaunspezifischer Erinnerungen bei Borderline-Persönlichkeitsstörung vor und nach der Therapie: eine fMRl Studie" haben wir insbesondere wichtige Hinweise auf die kognitive und emotionale Repräsentation traumatischer Erinnerungen gefunden. Die fMRI-Ergebnisse mit einer erhöhten präfrontalen und limbischen Aktivierung beim Abruf von Traumaerinnerungen verweisen auf einen verstärkten, letztlich aber insuffizienten Versuch der Patientinnen hin, emotionale Reaktionen zu kontrollieren. Eine verstärkte limbische Reagibilität beim Abruf traumatischer Erinnerungen ist insbesondere bei Patientinnen mit komorbider PTBS nachweisbar. Die Bedeutung komorbider Störungen für das Verständnis der BPS zeigt sich auch auf neuroendokrinologischer Ebene, wobei Patienten ohne komorbide PTBS eine verringerte Suppression der Cortisolausschüttung nach Verabreichung von Dexamethason aufweisen. Es scheinen also innerhalb der Population der BPS Patienten Subgruppen zu existieren, die in künftigen Studien einer weiteren Charakterisierung unter den Aspekten Psychopathologie und klinischer Verlauf, Psychophysiologie und Ätiologie bedürfen. Beim Abruf emotional neutraler, verbal episodischer und semantischer Gedächtnisinhalte zeigt sich eine gegenüber Gesunden erhöhte Aktivierung verschiedener Hirnareale bei unbeeinträchtigter Leistung. Diese Befunde legen nahe, dass BPS Patienten für eine unauffällige Testleistung eine erhöhte neuronale Aktivierung verschiedener Hirnareale benötigen. Defizite zeigen die Patienten eher im Bereich kognitiv-visueller Funktionen. Weiterhin fanden wir Hinweise für eine intraindividuelle neuropsychologische Leistungsbereitschaft. Möglicherweise bezieht sich demnach die Instabilität als Kernsymptom der BPS auch auf kognitive Leistungen. Methodisch leiten wir aus unseren Erfahrungen mit dem Cue-driven Paradigma ab, dass Paradigmen für die funktionelle Bildgebung künftig klarere Kontrollmöglichkeiten der zu überprüfenden mentalen Prozesse während des stimulierten Abrufs negativer autobiographischer Erinnerungen ermöglichen sollten.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2004). Different fMRI activation patterns of traumatic memory in borderline personality disorder with and without additional posttraumatic stress disorder. Biological Psychiatry, 15, 603-11
Driessen, M., Beblo, T., Mertens, M., Piefke, M., Rullkoetter, N., Silva Saveedra, A., Reddemann, L, Rau, H., Markowitsch, HJ., Wulff, H., Lange, W. & Woermann, F.G.
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(2005). Dexamethasone suppression test in borderline personality disorder - implications of posttraumatic stress disorder and major depression. Psychoneuroendocrinology, 30, 919-923.
Lange, W., Wulff, H., Berea, C., Beblo, T., Silva Saavedra, A., Mensebach, C., Wingenfeld, K., Driessen, M.
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(2006). Deficits in visual functions and neuropsychological inconsistency in Borderline Personality Disorder. Psychiatry Research, 145, 127-135
Beblo, T., Silva Saavedra, A., Mensebach, C., Lange, W., Markowitsch, H.J., Rau, H. & Driessen, M.
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(2006). FMRI correlates of the recall of unresolved life events in borderline personality disorder. Psychological Medicine, 36, 845- 856
Beblo, T., Driessen, M., Mertens, M., Wingenfeld, K., Piefke, M., Rullkoetter, N., Silva Saavedra, A., Mensebach, C., Reddemann, L., Rau, H., Markowitsch, H.J., Wulff, H., Lange, W., Berea, C., & Woermann, F.G.
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(2007). Stability of the dexamethasone suppression test in borderline personality disorder with and without comorbid PTSD: a one-year follow-up study. Journal of Clinical Psychology, 63, 843-850
Wingenfeld, K., Lange, W., Wulff, H., Berea, C., Beblo, T., Silva Saavedra, A., Mensebach, C., Driessen, M.