Kontrollierte und automatische Verarbeitung von Negationen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
"Keine Macht den Drogen!" oder "Keine Gewalt!" sind oft verwendete Slogans in öffentlichen Kampagnen. Wie effektiv sind solche Appelle? Ergebnisse psychologischer Forschung zeigen, dass die Verarbeitung negierter Information das Gegenteil der erwünschten Wirkung hervorbringen kann. Solche paradoxen Effekte sind auch an der Entstehung psychischer Störungen und Selbstregulationsfehlern beteiligt. In diesem Forschungsvorhaben ging es darum, psychologische Prozesse bei der Verarbeitung von Negationen näher zu untersuchen. Im vorliegenden Forschungsprojekt sollten insbesondere die folgenden drei Fragen beantwortet werden. Die erste Frage betraf die Automatisierbarkeit kognitiver Negationen. Bisher war unklar, ob die kognitive Prozedur des Negierens automatisiert werden kann oder ob Negationen nur dadurch effizienter werden können, dass das Ergebnis früherer Negationsanwendungen im Gedächtnis abgespeichert wird. Die Ergebnisse von drei Experimenten sprechen klar für die letztere Möglichkeit. Auch nach intensivem Training dauerte das Negieren eines Sachverhaltes noch genau so lange wie vor dem Training. Nur hoch geübte Exemplare konnten schneller und mit geringen kognitiven Ressourcen verarbeitet werden. Die zweite Frage betraf die Schnittstelle zwischen der Verarbeitung von Negationen und rudimentären Motivationssystemen. Die Ergebnisse zweier Experimente deuten darauf hin, dass die Verarbeitung negierter positiver und negierter negativer Reize „paradoxe" Motivationen auslösen können, die der logischen Bedeutung des Stimulusmaterials entgegengesetzt sind. Bei geringen kognitiven Ressourcen ist z.B zu erwarten, dass die Aussage „nicht Rauchen" eher einen Annäherungsimpuls aktiviert, sofern das Konzept „Rauchen" von positiver Valenz für den Wahrnehmenden ist. Die dritte Frage betraf die Interaktion zwischen der Verarbeitung von Negationen und der Auslösung von Affekt. Bisher wurde davon ausgegangen, dass paradoxe Effekte von Negationen auf effektive Reaktionen nur bei Selbstregulationsversuchen auftreten können. In diesem Projekt sollte die These geprüft werden, dass sich Affekt und Negationsverarbeitung auch ohne Selbstregulation wechselseitig beeinflussen. Die beiden geplanten Experimente lieferten jedoch keine interpretierbaren Ergebnisse. Zusammengenommen verdeutlichen die Ergebnisse, dass die Ineffizienz des Negierens eine relativ stabile Eigenschaft kognitiver Verarbeitung ist, die auch durch Übung nur mit Einschränkungen überwunden werden kann. Die Verarbeitung negierter Inhalte kann nicht nur spontan paradoxe Bewertungen, sondern auch paradoxe motivationale Zustände auslösen. Diese Befunde verdeutlichen, dass negierte Inhalte als Mittel der Selbst- und Fremdregulation potentiell unwirksam sind.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2006). At the boundaries of automaticity: Negation as reflective operation. Journal of Personality and Social Psychology, 91, 385-405
Deutsch, R., Gawronski, B., & Strack, F.
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(2006). Zwei-Prozess/System-Modelle der sozialen Informationsverarbeitung. In: H.-W. Bierhoff & D. Frey. Handbuch der Sozialpsychologie und Kommunikationspsychologie. Göttingen: Hogrefe
Krieglmeyer, R., Stork, K., & Strack, F.