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Lehrergenerationen und Bildungswachstum 1800-2000

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung Förderung von 2003 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5408083
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Kernbereich der modernen Kultur, dem Bildungssystem als institutionellem Akteur der Menschenbildung, werden zyklische Phänomene hervorgebracht, die letztlich auf der Endlichkeit des Lebens beruhen. Unter dem Stichwort der „Langen Wellen" werden derartige Phänomene seit 1926 kontrovers diskutiert. Nach gut drei Jahrzehnten systematischer Bildungsforschung sind wir zuversichtlich, im Forschungsprojekt QUAKRI auf der Grundlage massenstatistischer Daten zum Bildungswachstum die langen Wellen der Kultur gefunden zu haben. Ein gemeinsames Merkmal der fortgeschrittensten europäischen Gesellschaften ist die Beschleunigung der kulturellen Entwicklungsprozesse seit den 1860er Jahren. Man muss den Aufbau des Bildungssystems mit dieser Beschleunigung im Zusammenhang sehen. Die beiden Kriege der europäischen Nationalstaaten (1914-1918 und 1939-1945) waren evolutionäre Sackgassen. Die nationalen Kriege und insbesondere auch die nationalsozialistische Diktatur lassen sich auf dem Hintergrund der Struktur des Bildungswachstums im Bezugsrahmen einer "Dialektik der Aufklärung" (Horkheimer/Adorno 1944) rational nachvollziehen, d.h. als „verkehrte" (eigensinnige) Bildungsgeschichte „erzählen" und damit auch ein Stück weit entdämonisieren. Das moderne Bildungswachstum lässt sich psychogenetisch und soziogenetisch untersuchen und umschließt die innere und äußere Form der Kultur. Auf der Ebene des einzelnen Lebenslaufs wächst die einzelne Person in einem endlichen Bildungsprozess. Auf der institutionellen Ebene erzeugen die Generationen in einem fortlaufenden Prozess des gemeinsamen Lebens durch zeitoffene Weiterbildung die Selbstorganisation der Kultur. Die entscheidende Überlegung besteht darin, die Umwelt radikal zu verzeitlichen. Die Umwelt kann im Kontext des Lernens durch Generationswechsel als Erfahrungs- und „Zeitspeicher" aufgefasst werden, in dem die Ergebnisse des Lernens unserer Vorfahren verkörpert sind. Der Durchbruch zu einer universalistischen Organisation des Bildungwesesens fand 1960-1980 statt und lässt sich als zunehmende Verwissenschaftlichung der Kultur deuten. Die in den letzten zweihundert Jahren stark gewachsenen Lehrerstände haben diesen Prozess der Integration von Elitekultur und Volkskultur durch ihren funktionalen Beitrag zur Modernisierung der Vergesellschaftung und ihren intentionalen Beitrag zum Wertewandel seit der Aufklärung erheblich gefordert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2004): Bildungsselektion und Generationen. In: Liedtke, M./Matthes, E./Miller-Kipp. G. (Hrsg): Erfolg oder Misserfolg? Urteile und Bilanzen der Historiographie der Erziehung. Bad Heilbrunn, S. 169-194
    Nath, A.
  • (2004): Der historische Pygmalioneffekt der Lehrergegenerationen im Bildungswachstum von 1884 bis 1993. In: Zeitschrift fur Pädagogik 50, S. 539-564
    Nath, A./Darteime, C. M./Oelerich, C.
  • Bildungskrisen und sozialer Wandel 1780-2000. In: Geschichte und Gesellschaft 30 (2004)S. 339-372
    Titze, H.
  • Bildungskrisen und Selbstorganisation der Kultur. Zur Eigendynamik von Bildungsprozessen in der Modeme. In: Heidelberger Jahrbücher, Band 49 (2005), S. 163-208. (Zugleich als Buch: Kempter, K./Meusberger, P. (Hrsg.); Bildung und Wissensgeseilschaft. Heidelberg 2006)
    Titze, H.
  • Deutsche Schulgeschichte von 1800 bis zur Gegenwart. Eine Einführung. 4., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Weinheim/München 2005. S. 251-264
    Herrlitz, H.-G./Hopf, W./Titze, H./Cloer, E.
  • Lange Wellen des Bildungswachstums, Generationen und Zeitpräferenz. In: Lundgreen, P. (Hg.): Bildungsbeteiligung und Chancenstrukturen 1800-2000. Beiheft 7. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Wiesbaden 2006, S.53-72
    Dartenne, C. M.
  • Das Kantorat in der Modernisierung der Stadtkultur. Eine musik- und bildungshistorische Studie am Beispiel niedersächsischer höherer Schulen zwischen 1750 und 1830. Hamburg 2008
    Kasel, G.
  • Deutungsmuster von Lehrern. Eine inhaltsanalytische Untersuchung von Lehrerautobiografien aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Dissertation. Universität Lüneburg März 2009
    Schmeitzner, K.
  • Wachstumssprünge und Differenzierung des Bildungswesens im 19. und 20. Jahrhundert. In: Handbuch Schule, hg. von S. Hellekamps/W. Plöger/W. Wittenbruch. Paderborn 2009. S. 87-97
    Titze, H.
 
 

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