Turbulente Geschwindigkeitsfelder in den expandierenden Hüllen entwickelter Sterne
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die physikalischen Ursachen für das Auftreten massiver Winde bei entwickelten Sternen sind weitgehend unverstanden. Aus diesem Grund ist es bisher noch nicht gelungen, die rein empirische Beschreibung des Phänomens durch ein befriedigendes hydrodynamischen Modell zu ergänzen. Die üblichen diagnostischen Methoden ergeben allerdings kein einheitliches Bild der Windeigenschaften und können charakteristische Feinstrukturen in hochaufgelösten Spektren nicht erklären. Zudem ist nicht verstanden, ob die widersprüchlichen Ergebnisse der Analysen von Einzelsternen und Doppelsternsystemen von intrinsischer Natur sind oder aber auf methodische Unzulänglichkeiten zurückzuführen sind. Die in den Winden beobachteten Überschallturbulenzen scheinen eine zentrale Rolle für das Verständnis der dynamischen Prozesse zu spielen. Aus diesem Grund ist in Hamburg ein stochastisches Strahlungstransportverfahren entwickelt worden, das turbulente Geschwindigkeitsfelder berücksichtigen kann, ohne den üblichen mikroturbulenten Ansatz zu verwenden. Diese Methode wurde von uns bisher auf die numerisch einfacher zu handhabenden Einzelsterne angewandt. Mit Hilfe eines neuartigen Algorithmus konnten diese Turbulenzmodelle auf Doppel Sternsysteme übertragen werden. Da deren Spektren eine räumliche Auflösung des Windes gestatten, ist eine bessere Bestimmung der Skalenlängen, auf denen Geschwindigkeitsfelder wirksam sind, möglich geworden. Zudem werden wir neue Einblicke erhalten, die uns helfen können, die offenbar diskrepanten Windeigenschaften von Einzelsternen und Doppel Sternsystemen aufzuklären. Dieses neuartige Verfahren wird unter Umständen zu einem besseren Verständnis der physikalischen Entstehungsmechanismen der Winde entwickelter Sterne beitragen.