Interaktionen in Gradienten: Wechselwirkungen zwischen Salinität, Schalenstärke der Miesmuschel und Fraßverhalten brachyurer Krebse.
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In dieser Arbeit haben wir uns besonders auf die Auswirkungen konzentriert, die die für die Ostsee prognostizierten Klimaveränderungen auf die Interaktion von Miesmuscheln und Krebsen haben können. Es wurde vermutet, daß sich die vorhergesagte Verminderung des Salzgehaltes negativ auf die Stabilität der Muschelschalen auswirken könnte. Da die Schalen der einzige Prädationsschutz dieser sessilen Organismen sind, würde eine geringere Stabilität den Räubern ihre Beute sehr viel leichter zugänglich machen und eine Verschiebung des Beutespektrums der Krebse wäre wahrscheinlich. Die ebenfalls vorausgesagte Temperaturerhöhung wird sich wahrscheinlich positiv auf die Wachstumsraten der Muscheln auswirken. Mit einer multifaktoriellen Versuchsanordnung konnte gezeigt werden, daß eine geringere Salinität sich tatsächlich in reduzierter Schalenstabilität niederschlägt. Zusätzlich wurde eine signifikante Interaktion zwischen den Faktoren Temperatur und Salzgehalt gefunden: bei niedriger Temperatur hatte der Salzgehalt einen wesentlich geringeren Einfluß auf die Stabilität der Schalen als bei hoher. Für die Wachstumsraten war die Interaktion zwischen Salzgehalt und Temperatur von keiner Bedeutung, die positive Wirkung von erhöhter Temperatur wurde allerdings von dem wachstumshemmenden Effekt der verringerten Salinität ausgeglichen. Der folgende Feldversuch, in dem die Wachstumsraten und Stabilität von Muschelschalen an verschiedenen Standorten in der Ostsee (d.h. unterschiedlichen Salinitäten) untersucht wurden, zeigte allerdings, daß die im Freiland sehr starken Unterschiede in Schalenstabilität nicht ausschließlich auf den Salzgehalt zurückzuführen sein können, da die Kontrollen im Labor keine solchen signifikanten Differenzen aufwiesen. In einer abschließenden Untersuchung sollte geklärt werden, inwieweit sich die Änderungen der Schalenstabilität, die durch eine Reduzierung des Salzgehaltes um ca. 5 psu hervorgerufen werden, tatsächlich auf die Räuber-Beute Beziehung auswirken. Die Ergebnisse von Fraßpräferenzversuchen mit zwei Krebsarten, Carcinus maenas und Rhithropanopeus harrisü tridentatus, machen deutlich, daß sich das Beutespektrum der Räuber tatsächlich verändert: beide Arten bevorzugten bei abnehmendem Salzgehalt größere Beute. Als Folge von reduziertem Wachstum und gleichzeitig erhöhtem Fraßdruck ist eine geringere Abundanz von Muscheln in der östlichen Ostsee wahrscheinlich, wohingegen für M. edulis in der westlichen Ostsee eine Verbesserung der Lebensbedingungen zu erwarten ist.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- August 2004, Genua, IT: 39. European Marine Biological Symposium: The influence of salinity, temperature and eutrophication on the growth and shell thickness of the Blue Mussel Mytilus edulis L
- August 2005, Wien, AT: 40. European Marine Biological Symposium: Simulating future salinity shifts: a multiple transplant experiment in the Baltic salinity gradient
- Juli 2005, Santiago de Compostela, E: ASLO Summer Meeting: Mussels in a changing world: interactive effects of warming, salinity shifts and eutrophication on the performance of Mytilus edulis
- Mai 2005, Hel, PL: BIOCOMBE Annual Meeting: Simulating the future: the effect of climate change on Baltic Blue Mussels
- Oktober 2005, Kerteminde, DK: Mini Mussel Symposium: Mussel shell growth and shell stability - the importance of salinity
- Februar 2006, Quebec, CAN: Benthic Ecology Meeting: Mussels facing new challenges: Consequences of climatic shifts for a key species in the Baltic Sea
- Februar 2007, Kiel, D: Sonderkolloquium „Adaptation to Global Change"; Der Einfluß des Globalen Wandels auf die Filtrierleistungen der benthischen Gemeinschaften in der Ostsee
- Juli 2006, Barcelona, E: Bivalvia: Interactive effects of Temperature, Salinity and Food availability on the shell formation of Mytilus edulis