Eberhard Windeck und sein `Buch von Kaiser Sigmund`. Die Darstellung von Herrscher und Reich im früheren 15. Jahrhundert
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die intensive Ausleuchtung der persönlich-familiären Verhältnisse des Autors, seines persönlichen Netzwerks sowie der Auftraggeber. Besitzer und Schreiber von Handschriften der Chronik ermöglicht jetzt erstmals eine präzise Analyse der vielschichtigen Funktionalität der Windeck-Chronik im 15. Jahrhundert; So ging es dem Autor selbst zunächst darum, gegenüber Vorwürfen seiner Gegner aus den alten Mainzer Geschlechtern ein persönliches Dokument ausgezeichneter Königsnähe zu hinterlassen. In Nürnberg diente die inzwischen reich illustrierte Fassung der Chronik dann als ein symbolisches Belegstück für die Reichstreue der dortigen Führungsschichten. Die Chronik rückte hier in den Zusammenhang des gerade schwelenden, für die Reichsgeschichte insgesamt bedeutsamen Streits der Stadt mit dem neuen König Friedrich 111. um ihre Rolle als Hüterin des Kronschatzes. Bei der Speyerer Bearbeitung aus den 1450 Jahren kann jetzt deutlich gemacht werden, dass man den Text inhaltlich und fonnal an ein dort entwickeltes Modell zeitgenössischer Reichsgeschichtsschreibung über die Regierungszeit Friedrichs III. anzupassen suchte. Der Aufbau der Chronik erweist sich bei näherer Untersuchung keineswegs als so ungeordnet, wie die Forschung früher meinte. So wollte der Autor mit dem mehrfachen Perspektivenwechsel zu Beginn der Chronik offensichtlich suggerieren, dass hier eine Art Doppelbiographie über König und Autor beabsichtigt sei. Assoziative Ketten reihen Geschichten als Belegstücke für bestimmte Verhaltenswelsen des Königs aneinander. Die Illustration akzentuiert noch stärker als bereits der Text die Figur des Königs. Aber auch der Text war bereits darauf angelegt gewesen, in Situationen symbolischer Kommunikation die Souveränität des Herrschers und seine persönlichen Eigenschaften herauszustreichen - eine Dimension der Historiographie, die durch die ältere Forschung nicht adäquat erfasst worden war. Nach dem Auffinden eines zweiten illustrierten Exemplars der Windeck-Chronik können jetzt auch ansatzweise unterschiedliche Interpretationen des Textes durch die Maler aufgezeigt werden. Innerhalb eines bestimmten, durch die Maler-Werkstatt vorgegebenen Rahmens hing die Ausführung vom Verständnis und dem Einsatz des einzelnen Malers ab. Blieb Sigmund besonders im Süden und Südwesten des Reiches aufgrund seiner Besuche und seiner im Prinzip städte- und adelsfreundlichen Politik in guter Erinnerung, so Ist die Chronik Eberhard Windecks doch die einzige, die eigentlich als hof- und königsnah zu bezeichnen ist Im Ganzen hat sich damit die Ausnahmestellung der Königschronik des Eberhard Windeck im römisch-deutschen Reich des 15. Jahrhunderts bestätigt Eine Überraschung war im Projektverlauf die Auffindung des zweiten, seit Anfang des 20. Jahrhunderts verschollenen illustrierten Exemplars der Chronik In Iriand.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Joachim Schneider: Das illustrierte .Buch von Kaiser Sigmund' des Eberhard Windeck. Der wiederaufgefundene Textzeuge aus der ehemaligen Bibliothek von Sir Thomas Phillipps in Cheltenham. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Bd. 61, 2005. S. 169-180.
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Joachim Schneider: Eberhard Windeck, Buch von Kaiser Sigmund. In: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962 bis 1806. Von Otto dem Großen bis zum Ausgang des Mittelalters. Katalog. 29. Ausstellung des Europarates in Magdeburg und Berlin und Landesausstellung Sachsen-AnhalL Hg. von Matthias Puhle und Claus-Peter Hasse, Dresden 2006, S. 479f.
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Joachim Schneider: Herrschererinnerung in Text und Bild; Zu Besonderheiten des wieder aufgefundenen illustrierten Exemplars von Eberhard Windeckes Sigmund-Buch. In: Sigismundus. Rex et Imperator. Kunst und Kultur zur Zeit Sigismunds von Luxemburg 1387- 1437. Ausstellungskatalog Budapest - Luxemburg. Hg. von Imre Takäcs, Budapest - Luxemburg 2006. S. 433-437.
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Joachim Schneider: Sigmund - deutscher König und Kaiser (1410-1437). Deutsche Geschichte in Dokumenten, Archiwerlag Braunschweig, 2007.