Die Analyse zentralnervöser Prozesse beim Morbus Parkinson mit Hilfe ereigniskorrelierter Hirnpotentiale (Teil 2).
Final Report Abstract
Zwei Gruppen bereits stabil medizierter Parkinson-Patienten wurden sowohl unter relativ niedrigem als auch unter hohem Dopaminspiegel untersucht. Um zwischen parkinsonspezifischen und medikamenteninduzierten Effekten zu differenzieren, wurde eine dritte Gruppe neu diagnostizierter de novo Patienten vor und acht Wochen nach der medikamentösen Erstbehandlung untersucht. Diese drei Patientengruppen wurden jeweils mit einer Gruppe von gesunden älteren Probanden verglichen. Die Analyse altersbedingter Veränderungen ermöglichte eine weitere Stichprobe von jungen Probanden. Unter Bearbeitung verschiedener Themen wurde das EEG abgeleitet, um daraus die relevanten ereigniskorrelierten Potenziale zu extrahieren. Bedingt durch altersassoziierte und/oder krankheitsspezifische Veränderungen in kortikalen und subkortikalen Systemen, wurde erwartet, dass sich insbesondere die Korrelate der exekutiven Prozesse, zwischen den verschiedenen Probandengruppen unterscheiden. Bei den Parkinson- Patienten wurde angenommen, dass sowohl Alterungsprozesse, als auch die zu Grunde liegende Pathophysiologie, zu stärkeren Einbußen, infolge gestörter dopaminerger Transmission und subkortiko-kortikaler Verbindungen, führen. Die Ergebnisse der korrekten Reaktionszeiten zeigten im jeweiligen Gruppenvergleich verzögerte korrekte Reaktionszeiten der de novo PD-Patienten im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe und der älteren im Vergleich zu den jüngeren gesunden Probanden. Hinsichtlich der elektrophysiologischen Korrelate der Fehlerverarbeitung, konnten differenzielle Einflüsse der Parkinson-Krankheit, die gut mit Befunden der Literatur in Einklang gebracht werden konnten, gezeigt werden. Während die Ne-Amplitude sowohl bei den medizierten als auch bei den de novo Patienten deutlich reduziert war, zeigte sich die Pe bei den PD-Patienten, wie erwartet, als nicht beeinträchtigt. Im Altersvergleich der gesunden Probanden war sowohl eine deutlich verringerte Ne als auch Pe zu verzeichnen. Da auch altersbedingte Veränderungen im mesenzephalen Dopaminsystem bestehen, konnten die Ergebnisse mit Modellen in Einklang gebracht werden, die neuronale Prozesse der Fehlerverarbeitung auf dopaminerg vermittelte Prozesse zurückführen. Der Nachweis einer reduzierten Ne einerseits bei Parkinson-Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden und darüber hinaus bei Älteren im Vergleich zu Jüngeren, kann als eine Bestätigung der bedeutsamen Rolle von Dopamin bei der Fehlerverarbeitung gewertet werden. Der Befund einer Ne-Reduktion, selbst in einer frühen unmedizierten Erkrankungsphase zeigte weiterhin, dass dieser Effekt auf die Erkrankung zurückzuführen ist und durch die dopaminerge Medikation nicht beeinflusst wurde. Die im Rahmen des Projektes erzielten Resultate führten somit zu wesentlichen Fortschritten im Hinblick auf bisher kontrovers diskutierte Fragen nach den neuralen Korrelaten der Handlungsüberwachung und dem Einfluss der Medikation auf diese Korrelate. Alle Patientengruppen zeigten eine deutliche Verbesserung der motorischen Symptomatik unter Antiparkinson-Medikation. Dessen ungeachtet konnte kein Einfluss des Faktors Medikation auf die erhobenen Daten dokumentiert werden, was einerseits im Rahmen von Langzeiteffekten der Medikation und andererseits mit den in der Literatur berichteten Hypothesen zur differenziellen Wirkung der Medikation auf kognitive Funktionen diskutiert wurde.
Publications
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