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Längsschnittstudie zur Ontogenese des Gedächtnissystems bei Säuglingen und Kleinkindern

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2003 bis 2007
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5417649
 
Erstellungsjahr 2007

Zusammenfassung der Projektergebnisse

An der "Längsschnittstudie zur Ontogenese des Gedächtnissystems bei Säuglingen und Kleinkindern", die zwischen dem 1.1.2004 und 2.8.2007 in Frankfurt am Main durchgeführt wurde, nahmen ursprünglich 92 Einjährige (48 Jungen) teil. Drei Messwiederholungen fanden statt, u.z. als die Kinder 18, 24 und 36 Monate alt waren. Zum vierten Messzeitpunkt nahmen noch 82 Kinder an der Studie teil (45 Jungen), so dass die Stichprobe weitgehend vollständig blieb. Die Erhebungen an jedem Messzeitpunkt fanden an zwei zeitlich nahe beieinander liegenden Tagen statt. Die Entwicklung des Gedächtnisses im skizzierten Altersbereich wurde mit verschiedenen Instrumenten analysiert, wobei eine Serie von Aufgaben zur Erfassung des Gedächtnisses mittels Verzögerter Imitation im Mittelpunkt stand. Instrumente dazu wurden hier entwickelt (Frankfurt Imitation Tests FIT 12, FIT 18, FIT 24, FIT 36). Die Fähigkeit zur Verzögerten Imitation nach einem Behaltensintervall von 30 Minuten verbessert sich im hier untersuchten Lebensaltersabschnitt erwartungsgemäß deutlich. Für die ersten drei Messzeitpunkte, für die bislang Analysen vorliegen, ließen sich 3 bzw. 2 Subsamples von Kindern identifizieren, deren Entwicklungsverläufe sich voneinander unterschieden. Die Stabilitäten der interindividuellen Unterschiede innerhalb dieser Subsamples sind größer als für die Gesamtgruppe. Was die Bedingungen dieser gruppenspezifischen Entwicklungsverläufe sind, muss noch beschrieben werden. Die Analysen zur Ermittlung der konvergenten und diskriminaten Validität belegen, dass Verzögerte Imitation mit großer Wahrscheinlichkeit dem deklarativen Gedächtnis zuzurechnen ist, da die Zusammenhänge mit der Zug-Aufgabe - die non-deklaratives Gedächtnis erfassen soll - niedrig, jedoch mit anderen Aufgaben hoch sind, die als Prototypen des deklarativen Gedächtnisses gelten (z.B. Serielles Lernen und Reproduzieren von Objekten/Bildern), Weitere sowie komplexere Zusammenhangsanalysen (z.B. mit der aktiven Planungsaufgabe nach Ritter (1978); der Schatzkästchen-Auf gäbe aus dem WET etc.) stehen noch aus. Um die Bedingungen der Gedächtnisentwicklung genauer klären zu können, wurde die Selbstentwicklung sowie die kognitive Entwicklung ergänzend studiert. Dies geschah im Zusammenhang mit der Überlegung, dass das episodische Gedächtnis - das Erinnern, das dem deklarativen Gedächtnis zugerechnet wird - sich später als andere Gedächtnisfunktionen entwickelt, da es besonders voraussetzungsvoll ist. Häufig wird eine ausreichende Selbstentwicklung (kategoriales Selbst) wie auch eine repräsentationale Entwicklung im Sinne von sekundären Repräsentationen (sensu Ferner, 1991) als Voraussetzung von Erinnern angesehen. Das Erreichen des kategorialen Selbst konnte ab dem 18. Lebensmonat nachgewiesen werden. Dies ist auch ein Zeitpunkt, zu dem sekundäre Repräsentationen bestenfalls gefunden werden. Ab dem 18. Lebensmonat und im weiteren Verlauf fanden sich in unserer Studie signifikante Zusammenhänge zwischen Selbstentwicklung und der Repräsentationsfähigkeit, so dass hier davon ausgegangen wird, dass beide Fähigkeiten eine gemeinsame Grundlage haben. Inwieweit diese Fähigkeiten auch mit quantitativ wie qualitativ besseren Gedächtnisleistungen einhergehen, wird in aktuellen Analysen geklärt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Goertz, C., Knopf, M., Rolling, T., Frahsek, S., & Kressley, R. A. (2006). Entwicklung und Erprobung eines Messinstruments zur Erfassung des deklarativen Gedächtnisses Einjähriger: Der Frankfurter Imitations-Test fur 12 Monate alte Kinder (FIT 12). Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 38, 88-96.

  • Knopf, M., Mack, W., & Kressley-Mba, R. (2005). Wissen und Erinnern: Zur Genese des episodischen Gedächtnisses bei Säuglingen und präverbalen Kindern. Psychologische Rundschau, 56, 113422.

  • Kolling, T. (2007). Developmental dynamics of declarative memory from infancy to childhood. Publikationsbasierte Dissertation, eingereicht am 18.06.2007 beim Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften der Johann Wolfgang Goethe- Universität, Frankfurt am Main.

 
 

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