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Duale Identifikation und kollektive Politisierung: Zur Rolle von Identitätskompatibilität und Akkulturationsstrategien

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2003 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5417780
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Zentrum des Projekts stand die vergleichende Erforschung der qualitativen Beschaffenheit dualer Identität bei Personen mit türkischem Migrantshintergrund (T-Gruppe) und Personen mit russischem Migrationshintergrund (R-Gruppe). Es sollte insbesondere untersucht werden, ob die Integration von Identifikation mit der Herkunftsgruppe und Identifikation mit der deutschen Aufnahmegesellschaft mit psychologischen Konflikten verbunden ist (bzw. mit welcher Art von psychologischen Konflikten) und welche unterschiedlichen Formen diese Identitätsintegration annimmt. Zudem sollte der weiterführenden Frage nachgegangen werden, welche Bedeutung der qualitativen Beschaffenheit dualer Identität für die Politisierungsbereitschaft von Migranten zukommt. Dazu wurden 17 qualitative, halbstrukturierte Interviews mit Angehörigen der T-Gruppe und 25 solcher Interviews mit Angehörigen der R-Gruppe durchgeführt und ausgewertet. Im Hinblick auf die wahrgenommene Passung der Komponenten dualer Identifikation zeichnete sich bei der T-Gruppe aufgrund der Tiefe der dort wahrgenommenen interkulturellen Inkompatibilität ein größeres Konfliktpotenzial im Hinblick auf eine Identitätsintegration ab als bei der R-Gruppe. Tatsächlich konnten anschließend in der R-Gruppe eher harmonische Formen der Identitätsintegration („blended identity“) identifiziert werden als in der T-Gruppe („alternating identity“, „compartmentalized identity“ oder gar „zerrissene Identität“). Die harmonische Identitätsintegration bzw. Variante dualer Identität aufseiten der R-Gruppe konnte zudem mit depolitisierender Assimilation und Verfolgung einer individualistischen Strategie sozialer Mobilität in Verbindung gebracht werden, während die durch eine problematischere Identitätsintegration belastete duale Identität aufseiten der T-Gruppe eher Streben nach kultureller Anerkennung im Sinne des Multikulturalismus und entsprechende Politisierung begünstigt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2012). Akkulturation und sozio-politische Beteiligung von in Deutschland lebenden Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion. (Universität Kiel)
    Grabow, O.
  • (2012). Kognitive Politisierung bei Studierenden mit türkischer Migrationsgeschichte: Zum Einfluss von politischem Interesse und politischen Kompetenzen auf politisches Handeln sowie zur Rolle kollektiver Identitäten im Prozess kognitiver Politisierung. (Universität Kiel)
    Reichert, F.
  • (2012). Kultureller Pluralismus: Zwischen Respektzumutung und Politisierung. Nova Acta Leopoldina, 116 (394), 161-181
    Simon, B.
  • (2013). When dual identity becomes a liability: Identity and political radicalism among migrants. Psychological Science, 24, 251-257
    Simon, B., Reichert, F., & Grabow, O.
 
 

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