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Entwicklung und Überprüfung eines stresstheoretischen Modells individuellen umweltschonenden Handelns

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2003 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5420265
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Mittelpunkt der Umwelt- und Sozialpsychologie steht u.a. die Frage nach den Determinanten und - weitergehend - nach den Fördermöglichkeiten umweltschonenden Verhaltens. Anliegen des DFG-Forschungsprojektes war es, zur theoretischen fundierten Erklärungen umweltschonenden Verhaltens beizutragen. Ein stresstheoretisches Modell zur Erklärung umweltschonenden Verhaltens (stresstheoretisches Handlungsmodell, SHM) wurde weiterentwickelt. Die Ergebnisse aus mehreren Querstudien und erste Befunde aus Längsschnittstudien lassen sich wie folgt zusammenfassen: (1) Zentrale Teilbereiche individuellen umweltschonenden Verhaltens hängen empirisch eng zusammen. Personen die in einem dieser Bereiche aktiv sind, sind es meist auch in den anderen Bereichen. Es kann von einem generellen Faktor „umweltschonenden Verhaltens" gesprochen werden. Elemente dieses Faktors sind: umweltschonendes Konsumverhalten (Beispiel: Kauf von Früchten, die ohne chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel produziert wurden), umweltschonendes Verhalten am Arbeitsplatz (Beispiel: Im Arbeitsalltag nicht vergessen, auf Umweltschutzmaßnahmen zu achten), gesellschaftliches Engagement für den Umweltschutz (Beispiel: Geld an eine Umweltschutzorganisation spenden). Sozialer Einfluss im privaten Bereich (Beispiel: Familienmitglieder oder Freunde zum Umweltschutz motivieren). Sozialer Einfluss am Arbeitsplatz (Beispiel: Versuchen, Kollegen oder Kolleginnen von der Wichtigkeit des Umweltschutzes zu überzeugen). (2) Personen verhalten sich dann mit höherer Wahrscheinlichkeit umweltschonend, wenn sie mit Umweltproblemen in zwei Arten umgehen („problemzugewandtes Coping"): Zum einen suchen sie aktiv nach Problemlösungen. Etwa indem sie sich darüber informieren, wie globale Umweltveränderungen verringert werden können. Oder indem sie das Thema nicht „vermeiden" (im Sinne "Ich setze mich mit diesen Umweltveränderungen selten auseinander."). Zum anderen gehen sie aktiv mit den eventuell in diesem Zusammenhang entstehenden negativen Emotionen um, indem sie diese zum Ausdruck bringen (Beispiel: „Sich aufregen, wenn man über Umweltprobleme spricht"). (3) Aktiviert werden die oben angesprochenen Copingversuche über zwei Bewertungsprozesse: Personen welche die Umweltbelastung für sich, für Andere oder für die Natur als Bedrohung wahrnehmen und die der Meinung sind, dass sie gemeinsam mit ihrer engeren und weiteren sozialen Umwelt („ individuumsnahe kollektive Wirksamkeit") etwas gegen diese Probleme tun können, zeigen eher „problemzugewandtes Coping" bzw. im zweiten Schritt umweltschonendes Verhalten. Im Längsschnitt zeigt sich allerdings, dass die zwischen den Variablen nicht nur die postulierten, sondern auch gegenläufige Wirkungszusammenhänge auftreten. (4) Diese zentralen Prozesse, die im Rahmen des SHM postuliert werden, konnten nicht nur im Zusammenhang mit den Stressor „Klimawandel", sondern auch im Kontext anderer sogenannter „makrosozialer Stressoren'' gezeigt werden (Kriege, Hungersnöte etc.). (5) Aufgabe zukünftiger Forschung ist es, die oben umrissenen Wirkungszusammenhänge auch in Experimenten zu prüfen und die aus unseren Studien ableitbaren Förderansätze für individuelles umweltschonendes Verhalten kritisch zu prüfen. In diesem Zusammenhang sollte folgende These untersucht werden: Wenn spezifische Interventionen umgesetzt werden, welche die Bedrohungsbewertung (etwa durch Kommunikation von Schadenshöhe und Schadenswahrscheinlichkeit) und die kollektive Wirksamkeitsbewertung (etwa durch Kommunikation von Sachinformationen und Sozialer Unterstützung) fördern, zeigen Menschen eher „problemzugewandtes Coping" bzw. weitergehend umweltschonendes Verhalten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2004). Bewältigungsversuche im Zusammenhang mit den Umweltstressoren "Schadstoffbelastungen" und "globale Umweltprobleme". Vortrag auf dem 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, 26.-30.09.2004, Georg-August- Universität Göttingen
    Homburg, A. & Stolberg, A.
  • (2005). Dimensions and correlates of individual demand and resource appraisal in the context of environmental stressors. Presentation - 6th Biennial Conference on Environmental Psychology, September 19 - 21, 2005 in Bochum, Germany
    Homburg, A. & Wagner, U.
  • (2005). Umweltschonendes Energienutzungsverhalten von VerbraucherInnen: Erklärungs- und Förderungsansätze. In G. Michelsen & J. Godemarm (Hrgs.), Handbuch NachhaUigkeitskommunikalion (484-492). Grundlagen und Praxis. München: Ökom
    Homburg, A.
  • (2005). Umweltverhalten. In D. Frey, L. v. Rosenstiel & Graf C. Hoyos (Hrsg.), Wirtschaftspsychologie, (S. 345-352). Weinheim: Beltz
    Homburg, A. & Matthies, E.
  • (2005). Weiterentwicklung und Überprüfung eines stresstheoretischen Modells individuellen umweltschonenden Handelns - Stand und Perspektiven des DFG-Projektes, 02.03., Kolloquium der Arbeitsgruppe Sozialpsychologie, Universität Marburg
    Homburg, A.
  • (2006). Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitstudie zur Einführung eines Recyclingsystems in den Marburger Mensen. 09.10., Studentenwerk Marburg, Marburg
    Homburg, A., Köhler, I., Müller, I.
  • (2006). Explaining pro-environmental behavior with a cognitive theory of stress. Journal of Environmental Psychology, 26, 1-14
    Homburg. A. & Stolberg, A.
  • (2006). Umweltpsychologie. PhD-Retreat, GSF, Forschungszentrum fiir Umwelt und Gesundheit, GmbH, 04.08.2006, Scheyem
    Homburg, A.
  • (2007). Coping with global environmental change. Environment and Behavior, 6, 754-778
    Homburg, A., Stolberg, A. & Wagner, U.
  • (2007). Die Modellierung von Veränderungen: Anwendung latenter Wachstumskurvenmodelle. Umweltpsychologie, 2, 88-102
    Christ, O. & Homburg, A.
  • (2007). Faktoren individueller Ereignis- und Ressourcenbewertungen bei Umweltstressoren. Zeitschrift für Sozialpsychologie I, 53-65
    Homburg, A. & Wagner, U.
  • (2007). Kreativität als Mittel gegen Bedrohung - Kann die Schutzmotivationstheorie Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vorhersagen? Wirtschaftspsychologie, 2, 16-24
    Homburg, A.
  • (2007). Pro-environmental behavior in the context of global environmental change: A consequence of problem focused coping, health-demand and (collective) efficacy appraisal. Presentation - 7th Biennial Conference on Environmental Psychology, September 09 - 12, 2007 in Bayreuth, Germany
    Homburg, A.
  • (2008). Umwelt und Stress. In: E.-D. Lantermann & V. Linneweber (Hrsg.), Grundlagen, Paradigmen und Methoden der Umweltpsychologie (S. 567-593). Göttingen: Hogrefe
    Homburg, A.
 
 

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