Der Einfluss intervenierender Prozesse auf die Reaktionsvorbereitung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die hier durchgeführten Untersuchungen hatten die Störbarkeit von Handlungsvorbereitungen zum Ziel, wie sie vielfach auch im Alltag vorkommen. Mit Hilfe von neurowissenschaftlichen Registrier- und Interventionsverfahren haben wir versucht, den funktionellen und neuroanatomischen Mechanismus solcher Interferenzeffekte näher zu bestimmen. Wir konnten zeigen, dass intervenierende Aufgaben die Handlungsvorbereitung selbst dann beeinträchtigen, wenn sie keine unmittelbaren Handlungsanforderungen enthalten; die Störung ist umso stärker, je komplexer die intervenierende Handlung ist. Weil erfolgreiche Handlungsvorbereitung unzweifelhaft große Vorteile bringt, aber auch Anstrengung kostet, ist es plausibel, dass Versuchspersonen es vermeiden, sich vorzubereiten, wenn mit einer Störung zu rechnen ist. Da es im Alltag viele Situationen gibt, in denen die Qualität der Vorbereitung eine wichtige Rolle spielt - man denke etwa an die Vorbereitung zum Bremsen bei dichtem Verkehr – sind diese Befunde aus zweierlei Sicht von potenzieller praktischer Bedeutung. Ablenkung oder auch nur die Erwartung einer Ablenkung während der Vorbereitung einer Handlung, kann die Ausführung der Handlung stören. Beispielsweise können Nachrichten eines Fahrer-Assistenzsystems während der Planung eines Bremsmanövers genau das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzielen, nämlich das Unfallrisiko erhöhen statt es zu vermindern. Zweitens, zeigen unsere Befunde aus der ersten Projektphase, dass der konservativen Strategie der Vorbereitungsvermeidung bei erhöhter Störgefahr, möglicherweise mit relativ einfachen Maßnahmen der Motivation (Zeitdruck, Performanzrückmeldung) und Belohnung begegnet werden kann. Im weitesten Sinne sind unsere Ergebnisse daher für die Gestaltung von Mensch-Computer- und Mensch-Maschine-Systeme relevant sein, denn hier gibt es sehr häufig Fälle, in denen man auf mehr oder weniger wahrscheinliche Ereignisse wartet, für die man eine entsprechende Handlung vorbereitet. Die Betrachtung des sogenannten Handvorteils ergab schließlich bedeutsame Hinweise auf die einer robusten Handlungsvorbereitung zugrundeliegenden neuroanatomischen Mechanismen. So konnten wir zeigen, dass die schnelle und automatische Aufnahme von räumlich kompatibler Vorinformation motorische Prozesse bis hin zu einer Anpassung der Erregbarkeit kortikospinaler Reflexbahnen beeinflusst, dies jedoch unabhängig von der Reaktionshand. Diese Studien untermauern die Bedeutung früher automatischer Verarbeitungsstufen der visuellen Wahrnehmung auf die gesamte Kaskade der Reaktionsvorbereitung bis hin zur peripher-motorischen Ebene der Reflexe.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2005). Der Einfluss intervenierender Prozesse auf die Reaktionsvorbereitung. Universität Potsdam, Kolloquium des psychologischen Instituts. 5. Januar 2005
Sangals, J., & Sommer, W.
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(2006). The effect of intervening tasks on response preparation. An ERP study. Berlin Neuroscience Forum, Liebenwalde
Sangals, J. & Sommer, W.
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(2008). Perceptual and response-related grouping in a precue task as reflected by event-related brain potentials. XXXIIIth Meeting of the Psychonomic Society, Chicago
Sangals, J., & Sommer, W.
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(2010). The Impact of Intervening Tasks on Response Preparation. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 36, 415-429
Sangals, J., & Sommer, W.