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Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive.
Antragstellerin
Professorin Dr. Claudia Ulbrich
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2004 bis 2012
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5470710
Der gemeinsame Bezugspunkt der DFG-Forschergruppe ist Orientierung auf die Quellengruppe der schriftlichen Selbstzeugnisse. Lange hat man Selbstzeugnisse für eine typisch europäische Form des Schreibens gehalten und mit eurozentrischen Konzepten von Individualität bzw. des "universalen" Selbst verbunden, die den Weg in die Moderne telelogisch als Weg in die Freiheit des Subjekts und in die Wirtschaftsformen der westlichen Welt begründen. Dass diese Ansätze zu kurz greifen, haben neuere Arbeiten gezeigt, die Selbstzeugnisse mit neuen Fragestellungen und Methoden erschließen. So wurden in der historischen Selbstzeugnisseforschung in den letzten Jahren neue Ansätze entwickelt, die den handelnden Menschen im Kontext seiner kulturellen und sozialen Beziehungen und Prägungen ins Zentrum des Interesses rücken (doing culture, doing gender). In Bezug auf nichteuropäische Kulturen steht die Beschäftigung mit Selbstzeugnissen vielfach erst am Anfang, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. In der DFG-Forschergruppe arbeiten HistorikerInnen, TurkologInnen und JapanologInnen zusammen, um diese Richtungen zusammen zu führen und sowohl methodisch wie inhaltlich einen neuen Zugang und Umgang mit Selbstzeugnissen zu entwickeln.Ziel der Forschergruppe ist es, die Thematisierung des eigenen Lebens in verschiedenen Kulturen, zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen geographischen Räumen und in spezifischen Interaktionszusammenhängen als kulturelle und soziale Praxis zu untersuchen. Inhaltlich soll die für die westliche Kulturen entwickelte, aber auch für nichteuropäische Kulturen behauptete Auffassung, dass die Entwicklung von Individualität und autobiographischem Schreiben eng aufeinander bezogen sein, aufgebrochen werden und durch die ergebnisoffene Frage nach den in den Selbstzeugnissen formulierten Personenkonzepten ersetzt werden. Mit der kritischen Auseinandersetzung mit eurozentrischen Konzepten von Individualität, die den Weg in die Moderne telelogisch als Weg in die Freiheit des Subjekts und in die Wirtschaftsformen der westlichen Welt begründen, fügt sich das Projekt in die größere Diskussion um das Leitkonzept der "klassischen" Modernisierungstheorie ein und knüpft an die Diskussion der Multiple Modernities an.Zentral für die Analyse der Schreibpraktiken und der Lebenslaufkonstruktionen sind die Kategorien Person und Geschlecht. Dichotomisches Denken über die Kategorie der Person (ego- vs. soziozentrisches Personkonzept, resp. westlich, modernes Individuum vs. vormoderne und nicht westliche Gesellschaften) soll ebenso augebrochen werden wie die diesen Ansätzen zum Teil entsprechenden binären Geschlechterkonstruktionen. Im Projekt wird an die neueren Ansätze, Geschlecht mehr als mehrfach relationale Kategorie zu verstehen, angeknüpft.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 530:
Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive.