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Die diplomatische persona im politischen Ritual (Teilbereich I: Ritualisierte Lebensweisen)

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2005 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5470710
 
Das Projekt geht davon aus, dass die ritualisierte Praxis diplomatischer Kommunikation in der frühen Neuzeit unter den Bedingungen wechselseitiger kultureller Distanzerfahrung in besonderer Weise dazu beigetragen hat, Prozesse der Selbstbeobachtung in der Fremdbeobachtung zu intensivieren und zu dynamisieren. Das Projekt versucht vor diesem Hintergrund, frühneuzeitliche Gesandtschaftsberichte aus der Habsburgermonarchie und aus dem Osmanischen Reich als Selbstzeugnisse in den Blick zu nehmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwieweit die Spannung zwischen Selbst- und Fremdbeobachtung in politischen Ritualen - bzw. Zeremoniellen - die Konstituierung von Personkonzepten in diesen Berichten beeinflusst, ja, bestimmt hat. Rituale bzw. Zeremonielle, die dabei eine besondere Rolle spielen, sind Geleite, Einzüge, Geschenk-Präsentationen und Audienzen. Das Projekt führt damit nicht zuletzt auch vor Augen, wie sich kulturelle Fremdheit, die hier als flexibles Wahrnehmungs- und Deutungsmuster verstanden wird, in ganz konkreten, gewissermaßen handgreiflichen Situationen ritualisierter Begegnung aufspüren lässt. Es darf deshalb auch als Plädoyer für eine mikroanalytisch ausgerichtete Diplomatiegeschichte in transkultureller Absicht gelten. Das Projekt hat in seiner ersten Phase vorwiegend Berichte habsburgischer Gesandter und Gesandtschaftsangehöriger in den Blick genommen, die das Osmanische Reich zwischen 1500 und 1650 bereisten. Es strebt an, diesen Zeitraum in seiner zweiten Phase bis ins beginnende 19. Jahrhundert auszudehnen und neben englischen, französischen, italienischen und niederländischen auch osmanische Gesandtschaftsberichte in die Untersuchung einzubeziehen. Es geht davon aus, mit dieser bereits im Erstantrag angekündigten Erweiterung in besonderer Weise zur interkulturellen Profilierung der Forschergruppe beizutragen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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