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"Muschelgeld". Die frühkoloniale Verbreitung und Indigenisierung von Wertgegenständen in Neuguinea am Beispiel einer Molluskenschale
Antragstellerin
Professorin Dr. Brigitta Hauser-Schäublin
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2004 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5424161
Bedingt durch eine starke naturräumliche Gliederung und durch Prozesse aktiver kultureller Differenzierung ist Neuguinea, die zweitgrößte Insel der Welt, von einer Vielfalt meist kleinräumlich organisierter kultureller Gruppen bevölkert. Die Kenntnis der Schrift als Medium der Übertragung und Verbreitung von Informationen sowie das Vorhandensein eines Spezialistentums etwa im Sinne von Händlern, die sich mit ihren Waren auf transregionalen Handelsrouten bewegten und Märkte bedienten, fehlten. Jedoch dokumentieren schon frühe Berichte von Reisenden und Forschern die Verwendung bestimmter Molluskenschalen (Meeresschnecken und -muscheln) über fast sämtliche naturräumliche und kulturelle Grenzen hinweg. In allen Kulturen - sogar bei kleinsten Gruppen in weit abgelegenen Bergtälern des Zentralen Hochlandes, wo selbst die Existenz eines Meeres unbekannt war - spielten diese Molluskenschalenarten als Wertgegenstände in Form von "primitivem Geld" und Schmuck bei Heiraten, Tauschfesten und Kulten eine überragende Rolle. An die Resultate des Diffusionismus anknüpfend und durch Anwendung von Theorien und Methoden der ethnologischen Globaliserungsforschung soll der großräumigen, frühkolonialen Verbreitung einer exemplarischen Molluskenschalenart nachgegangen werden. Dabei interessieren vor allem Prozesse der unterschiedlichen kulturellen Aneignung bzw. der Indigenisierung dieser spezifischen Molluskenschale sowie Fragen nach den Transaktionsformen und den wichtigsten Akteuren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen