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Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften mit indirekten Verfahren

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2004 bis 2007
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5428220
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Soziale Verhaltensweisen in realen Lebens Situationen werden sowohl durch kontrollierte als auch impulsive Prozesse beeinflusst (Strack & Deutsch, 2004). Das typische Wirken kontrollierter Prozesse sollte sich in expliziten Repräsentationen des Selbst niederschlagen, welche mittels direkter Persönlichkeitstests (Fragebogen) erfassbar sind. Dahingegen sollte sich das typische Wirken impulsiver Prozesse in impliziten Repräsentationen des Selbst abbilden, welche mittels indirekter Verfafu-en gemessen werden können. Mit der Entwicklung indirekter Persönlichkeitstests zur Messung impliziter Repräsentationen des Selbst ist daher die Hoffnung verbunden, die Vorhersage relevanten Verhaltens zu verbessem. Im Projekt wurde ein Impliziter Assoziationstest (IAT; Greenwald, McGhee & Schwartz, 1998) zur Messung von fünf zentralen Persönlichkeitsdimensionen (Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit) entwickelt. In einer ersten Projektphase wurden die psychometrischen Vorausetzungen und die Eigenständigkeit dieses Big Five-IATs überprüft. Folgende zentralen Ergebnisse wurden erzielt: (1) die für den Bereich direkter Persönlichkeitstests etablierte Fünf-Faktoren-Struktur ließ sich auch für implizite Repräsentationen des Selbstbildes bestätigen. (2) Der von uns entwickelte Big Five-IAT zeigte flir alle Dimensionen eine gute inteme Konsistenz. (3) Trotz ähnlicher Interkorrelationen der fünf Dimensionen erwiesen sich die indirekten Maße als weitestgehend unabhängig von expliziten Verfahren. Eine zweite Projektphase zielte aufdie Validierung des neuen Verfahrens. Insbesondere sollte überprüft werden, inwiefem der Big Five-IAT zusätzlich zu direkten Verfahren Varianz in relevanten Verhaltenskriterien vorhersagen kann. Hierzu wurden zunächst selbstberichtete Alltagsverhaltensweisen erhoben. Es wurde dann eine umfangreiche Verhaltensstudie durchgeführt, in deren Rahmen eine Reihe realer und a priori den einzelnen Big Five Dimensionen zugeordneter Verhaltensweisen erfasst und zu relevanten Verhaltenskriterien aggregiert wurden. Diese Validierungs Studien erbrachten folgende weitere Ergebnisse: (4) Selbstberichtete Alltagsverhaltensweisen Moirden differentiell durch indirekte und direkte Verfahren vorhergesagt. (5) Direkte Verfahren sagten die aggregierten Verhaltenskriterien fürjede der Big Five Dimensionen vorher. (6) Indirekte Verfahren zur Messung von Neurotizismus und Extraversion prädizierten die Verhaltenskriterien ebenfalls. (7) Die prädiktive Validität dieser indirekten Verfahren blieb auch bei Kontrolle der direkten Verfahren bestehen, erwies sich also als inkrementell. Die Ergebnisse sind in Einklang mit einer eigenen persönlichkeitsorientierten Weiterentwicklung von Zweiprozessmodellen der sozialen Kognition und des sozialen Verhaltens und zeigen, dass implizite Persönlichkeitsmaße die Vorhersage relevanten Sozial Verhaltens substanziell verbessem können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Back, M. D., Schmukle, S. C. & Egloff, B. (2005). Measuring task-switching ability in the Implicit Association Test. Experimental Psychology, 52, 167-179.

  • Egloff, B., Weck, F. & Schmukle, S. C. (2008). Thinking about anxiety moderates the relationship between implicit and explicit anxiety measures. Journal of Research in Personality, 42, Tll-llS.

  • Schmukle, S. C. & Egloff, B. (2006). Assessing anxiety with Extrinsic Simon Tasks. Experimental Psychology, 55, 149-160.

 
 

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