Auswertung und Publikation der hallstatt- und latènezeitlichen Funde und Befunde aus den Ausgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen auf dem Glauberg, Gde. Glauburg-Glauberg, Wetteraukreis
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der Kenntnisstand für die Besiedlungsgeschichte des Glaubergs musste nach der Entdeckung frühlatenezeitlicher Prunkgräber und lebensgroßer Kriegerstatuen am Fuß des Berges Mitte der 1990er Jahre als ausgesprochen unbefriedigend empfunden werden, vermutete man doch aufdem Plateau einen frühkeltischen Fürstensitz südwestdeutscher Prägung. Bei der Auswertung der neuen Ausgrabungen des Landesamts für Denkmalpflege Hessen aus den 1980er und 1990er Jahren, die durch Unterlagen aus der Vorkriegsgrabung ergänzt wurden, erwies sich eine Gesamtbewertung aller Befunde im Ringwallbereich als ebenso notwendig wie eine Durchsicht des kompletten Fundstoffs, der vom Neolithikum bis ins Hochmittelalter reicht, weil die komplexe Befundsituation während der laufenden Ausgrabung nicht hatte geklärt werden können. Durch eine detaillierte Analyse der Grabungsdokumentation und der Stratigraphie ließ sich die Konstruktionsweise der beiden späthallstatt-/frühlatenezeitlichen Mauern I und II („Typ Altkönig-Preist") sowie dreier weiterer, mittelalterlicher Mauern (III-V) klären, und auch die Datierung einzelner Mauerphasen wurde gegenüber den Angaben aus den 1930er Jahren beträchtlich korrigiert bzw. verfeinert. Insbesondere die Bauweise der späten Mauern und fragmentarisch erhaltene Grabungsunterlagen aus den 1930er Jahren ermöglichten eine Korrelation der verschiedenen Grabungsbereiche im Südwesten, Süden und Osten des Glaubergplateaus sowie die Identifikation einer Abschnittsbefestigung der Urnenfelderzeit, für die H. Richter noch eine umlaufende Ringmauer postuliert hatte. Trotz des weitgehenden Fehlens gut datierbarer Metallfunde konnte die Zeitstellung des keltischen Fürstensitzes auf dem Glauberg geklärt werden: die Besiedlung begann an der Wende von Ha D 2 nach Ha D 3 - also im späten 6. Jh. v. Chr. - und reichte bis in die Zeit um 400 v. Chr. oder kurz danach. Damit wird klar, dass die Glauberger Prunkgräber erst in die Endphase der Besiedlung des Plateaus gehören. Die keramischen Funde, darunter solche mit charakteristischer Verzierung, belegen eine enge Einbindung des Glaubergs in die Mittelgebirgszone, wohingegen Südimporte wie z. B. attische Keramik gänzlich ausblieben; insbesondere ins Mittelrheingebiet („östliche Hunsrück-Eifel-Kultur") bestanden offenbar enge Kontakte. Insgesamt gesehen setzt sich der Glauberg damit deutlich von südwestdeutschen Fürstensitzen wie der Heuneburg oder dem Ipf ab. Wahrscheinlich erklärt sich seine besondere Bedeutung als zentraler Ort - nicht nur in der Späthallstatt-/Frühlatenezeit - durch seine Lage an wichtigen, von der Altstraßenforschung herausgearbeiteten Ost-West-Routen, die vom Untermain ins Fuldaer Land und von dort weiter zur Elbe bzw. nach Nordbayern verliefen. Der vorgesehene Vergleich des Glaubergs mit anderen Siedelplätzen der näheren und weiteren Umgebung - insbesondere mit befestigten Höhensiedlungen der Mittelgebirgszone - muss einem zukünftigen Forschungsprojekt vorbehalten bleiben.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Der frühkeltische Fürstensitz auf dem Glauberg - Stand der Erforschung
H. Baitinger
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Glauberg - Olympia des Nordens oder unvollendete Stadtgründung? In: J. Biel / D. Krausse (Hrsg.), Frühkeltische Fürstensitze. Älteste Städte und Herrschaftszentren nördlich der Alpen? Internat. Workshop Eberdingen-Hochdorf 12.-13. September 2003. Arch. Inf. Baden-Württemberg 51 = Sehr. Keltenmus. Hochdorf/ Enz 6 (Esslingen 2005) 18-27
F.-R. Herrmann
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Der frühkeltische Fürstensitz auf dem Glauberg (Hessen). In: D. L. Krausse (Hrsg.), Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse. Zur Genese und Entwicklung frühkeltischer Fürstensitze und ihres territorialen Umlandes. Koll. DFG-SPP 1171 Blaubeuren, 9.-11 .Oktober 2006. Forsch, u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden- Württemberg 101 (Stuttgart 2008) 39-56
H. BaitingerH. Baitinger
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Fürstengrabhügel 2 am Glauberg. Denkmalpflege u. Kulturgesch. H. 3, 2006, 27 f
F.-R. Herrmann
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Neue Forschungen zum frühkeltischen Fürstensitz auf dem Glauberg. Denkmalpflege u. Kulturgesch. H. 3, 2006, 22-26
H. Baitinger
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A Celtic Warrior Prince from Glauberg, Germany. In: B. Fagan (Hrsg.), Discovery! Unearthing the new Treasures of Archaeology (London 2007) 122 f
H. Baitinger / F.-R. Herrmann
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Der Glauberg am Ostrand der Wetterau. Führungsblatt zu der befestigten Höhensiedlung und den frühkeltischen Furstengräberrn bei Glauburg-Glauberg, Wetteraukreis. Arch. Denkmäler Hessen 51 (Wiesbaden 2007)
H. Baitinger / F.-R. Herrmann
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Ein Schuhgefäß der Urnenfelderzeit vom Glauberg, Wetteraukreis (Hessen). Germania 85, 2007, 47-59
H. Baitinger
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Tagungsbericht: Der Glauberg in keltischer Zeit. Zum neuesten Stand der Forschung. Arch. Nachrbl. 12, 2007, 371-373
S. Sievers
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Zur urnenfelderzeitlichen Befestigung des Glaubergs in der Wetterau. In: F. Verse u. a. (Hrsg.), Durch die Zeiten... (Festschr. A. Jockenhövel). Intemat. Arch. Stud. Honoraria 28 (Rahden/Westf. 2008) 197-199
F.-R. Herrmann