Archäologische Untersuchung eines spätbronzezeitlichen Siedlungsplatzes mit Aschehügeln in der Moldova
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Erstmals wurde eine Gruppe von Aschehügeln durch ein archäologisches Projekt vollständig erfasst und dokumentiert. Die 25 erhaltenen Hügeln am Fundplatz Miciurin-Odaia stellen eine der größten bislang bekannten Gruppe von Hügeln der Noua-Sabatinovka-Kultur in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet dar. Von den naturwissenschaftlichen Untersuchungen sind die bodenkundlichen und mineralogischen Resultate am überraschendsten. Ihnen zufolge spielen Verbrennungsrückstände praktisch keine Rolle bei der Formierung der Hügel, sondern es verblüfft ein hoher Carbonatgehalt. Seine Einmischung ist offenbar im Verhältnis zu seiner geringen Löslichkeit zu homogen, als dass sie anthropogen erfolgt sein könnte. Derzeit ist eine Ausfüllung von Kalk infolge von Austrocknung der Hügel in den Jahrtausenden nach ihrer Errichtung anzunehmen. Des weiteren handelt es sich nicht um oberirdische Aufschüttungen, sondern zunächst wurde Erde in dem Bereich der Hügel beckenartig ausgehoben, um dann vermischt mit Siedlungsabfällen wieder eingefüllt und wohl auch aufgeschüttet zu werden. Dieser Vorgang bedarf noch einer Erklärung. Möglicherweise bildeten die Flächen zwischen den Hügeln die eigentliche Siedlungsfläche, denn es konnten einzelne archäologische Befunde in der umgebenden Schwarzerde, doch bodenbedingt meist erst auf dem Niveau des anstehenden Losses nachgewiesen werden. Die archäozoologischen Untersuchungen belegten ein typisches Haustierspektrum, neben dem Jagdwild praktisch bedeutungslos ist. Der Grad der Fragmentierung bezeugt, dass es sich um typischen Schlachtabfall handelt. Ebenfalls erstmals durchgeführt wurde ein Schlämmprogramm, doch die anschließende paläobotanische Auswertung ergab nur vereinzelt Makroreste und insgesamt legen die untersuchten Proben aus einem Hügel nahe, dass Ackerbau nur eine untergeordnete Rolle zukam. Viele der r C-Datierungen erlauben es, die Ascheschicht und die in sowie unter ihr festgestellten Gruben verlässlich in die Noua-Sabatinovka-Kultur einzuordnen und bilden gleichzeitig eine Ergänzung zu den bislang noch recht wenigen absoluten naturwissenschaftlichen Daten für diese Kultur. Für die weitere Erforschung der Funktion der sog. Aschehügel aber auch des Siedlungswesens sind in Zukunft folgende Aspekte wichtig: Der Nachweis über menschliche Siedlungsaktivität im die Hügel umgebenden Schwarzerdebereich. Sie ist archäologisch nur nachweisbar, wenn eine größere Fläche mit festen Abhüben quadratmeterweise ausgegraben, die Erde für jedes Quadrat gesiebt und die Funde daraus quantitativ und qualitativ erfaßt und damit eine Funddichtekartierung versucht würde. Konzentrationen lassen dann auf Siedlungsaktivitäten, evtl. sogar auf das Bestehen von Wohngebäuden schließen. Wahrscheinlich würden sich auch weitere Objekte wie Konstruktion l bei Hügel 17 noch ermitteln lassen. In nur wenigen Kilometern Entfernung von dem Fundplatz Miciurin-Odaia sind weitere Aschehügelgruppen festgestellt worden. Sie müssen genauso kartographisch dokumentiert werden, wie der andere Fundplatz. Geologische Bohrungen und gezielte Grabungen sollen zeigen, ob diese Plätze gleichzeitig bestanden oder in Abfolge nacheinander aufgesucht wurden. Es ist zu überprüfen, ob sich im Aufbau der Hügel und ihrer Zusammensetzung Unterschiede ergeben.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Elke Kaiser/Eugen Sava, Ausgrabung eines "Aschehügels" in Moldawien. In: Archaeologia Circumpontica, Newsletter des Zentrums für Archäologie und Kulturgeschichte des Schwarzmeerraums 4, 2006, 3-6.
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Elke Kaiser/Eugen Sava, Die "Aschehügel" der späten Bronzezeit im Nordpontikum. Erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts in Nordmoldawien. Mit Beiträgen von M. Hochmuth u. G. Schneider. Eurasia Antiqua 12, 2006, 137-172.
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V. Vornic/V. Bubulici/L. Ciobanu, O asezare dacicä din epoca romanä descoperitä la Odaia (comuna Miciurin, raionul Drochia, Moldova). Revista Arheologicä. Ser. Nouä II, 2007, No. 1-2,348-363.