Die frühbronzezeitliche Besiedlung der Makroregion um Nebra (A5).
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Siedlungs- und Landschaftsarchäologie hat in den letzten 20 Jahren eine enorme Entwicklung innerhalb der archäologischen Forschung erfahren. Hierdurch wird es nunmehr möglich, durch Ergebnisse großflächiger Ausgrabungen und mit Hilfe neuer Analysemethoden siedlungs- und besiedlungsstrukturelle sowie landschaftsarchäo-logische Fragestellungen für die frühbronzezeitliche Besiedlung großräumig für die Region Mitteldeutschlands zu untersuchen und zu beantworten. Im Fokus der Untersuchungen stehen vor allem die naturräumlichen Bedingungen, die für die Wahl des Siedlungsplatzes ein maßgebliches Kriterium darstellen. Durch den Vergleich von Fundstellen und deren räumlicher Lage war es möglich, siedlungs- und besiedlungsstrukturelle Gemeinsamkeiten wie ähnliche Orientierung der Häuser, Einteilung von Wohn- und Wirtschaftsbereichen, zentrale Stellen der Wasserversorgung und Lage der Gräberfelder zu den Siedlungen herauszuarbeiten und daraus Verteilungsmuster abzuleiten. Ferner konnten tendenzielle Aussagen über die naturräumlichen Bedingungen, welche für die Wahl des Siedlungsplatzes relevant waren, getroffen werden. Hierfür wurde die Lage der frühbronzezeitlichen Fundstellen in Beziehung zu Geofaktoren wie Gewässernähe, Relief und Boden analysiert und mit geostatistischen Methoden ausgewertet. Ebenso galt es herauszufinden, ob regelhafte Verteilungen für Siedlungen, Gräber, Hortfunde bzw. Einzelfunde bestehen. So überrascht nicht, dass für Ansiedlungen der Frühbronzezeit beispielsweise fruchtbare Böden und die Nähe zu Wasser wichtige Voraussetzungen darstellten. Doch warum gibt es Bereiche, die trotz optimaler Bedingungen scheinbar gemieden wurden? Durch die Wichtung einzelner Geofaktoren wurden Besiedlungspräferenzen der frühbronzezeitlichen Menschen abgeleitet. Diese sollen es ermöglichen, die Verbreitung archäologischer Fundstellen im gesamten Untersuchungsgebiet vorherzusagen. Die Siedlungs- und Landschaftsarchäologie, die im 19. und 20. Jahrhundert in der archäologischen Forschung zwar nicht unbedingt „stiefmütterlich“, aber doch immer hinter der Erforschung von Gräbern und Deponierungen zurückblieb, hat seit etwa 20 Jahren enorm an Bedeutung in der Forschung der prähistorischen Archäologie gewonnen. Dies ist zum einen in den großflächigen Ausgrabungen, welche neben den Gruben auch Hausgrundrisse, Nebengebäude etc. erbrachten und nunmehr großflächige Siedlungsstrukturen erkennen lassen, begründet. Zum anderen wurden unter Einbeziehung neuer Computerprogramme wie Geographischer Informationssysteme (GIS) Möglichkeiten geschaffen, die es erlauben, sowohl statistisch räumliche als auch topographische Analysen durchzuführen. Aufgrund dieser Voraussetzungen und der Bedeutung der Aunjetitzer Kultur im mitteldeutschen Raum, welche nach der Entdeckung und Sicherstellung des Depotfundes von Nebra, Burgenlandkreis, mit der Himmelsscheibe und den Beifunden verstärkt wurde, war es ein Anliegen, die besiedlungs- und landschaftsarchäologischen Verhältnisse anhand frühbronzezeitlicher Fundstellen der Aunjetitzer Kultur im mitteldeutschen Gebiet zu untersuchen und auszuwerten. Ziel der verschiedenen Analysen war es, sowohl siedlungs- und besiedlungsstrukturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten als auch die frühbronzezeitlichen Fundstellen in ihrem naturräumlichen Kontext zu betrachten, eventuelle Besiedlungspräferenzen der frühbronzezeitlichen Bevölkerung im Arbeitsgebiet in Abhängigkeit von naturräumlichen Faktoren herauszustellen. Letztendlich soll die Besiedlung, d.h. Organisation, Struktur, Verteilung und Ablauf, in Verbindung mit der natürlichen Umwelt während der Frühbronzezeit innerhalb der Makroregion um Nebra beschrieben werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Characterization and Analysis of Natural Resource Potentials for Archaeological Site Location Using the Example of the Early Bronze Age in Central Germany. In: W. Bebermeier et al. (Hrsg.), Landscape Archaelogy. Proceedings of the International Conference Held in Berlin, 6th – 8th June 2012 Special Volume 3, 2012, 1007–1037
M. Witt/M. Evers/M. Möller/Chr. Dette