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Die wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Poetik in der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2004 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5434887
 
Gegenstand des Projektes ist die Entwicklung der Poetik vom frühen 16. bis zum Beginn des 18. Jhs. Dabei geht es nicht um die konkreten normativen Inhalte der Poetik (Gattungslehre, Verslehre etc.), sondern um die Frage, wie das Wesen der Dichtung bestimmt und in welches Verhältnis die Dichtung zu den anderen Wissenschaften gestellt wird. Da Dichtung erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs. als eine Wissensform charakterisiert wird, die ihren Platz nicht innerhalb der Wissenschaften hat, sondern als 'Kunst' diesen gegenübergestellt wird, beschäftigt sich das Projekt mit der Vorgeschichte des Dichtungsbegriffs. Zwei Richtungen müssen unterschieden werden. Ausgehend von den spätantiken Aristoteles-Kommentatoren wird die aristotelische Poetik der Logik zugeordnet. Ihre entscheidende Formulierung findet diese Zuordnung in der arabischen Philosophie des 10. bis 12. Jhs., von wo aus sie ihren Weg in die lateinische Tradition findet. In der Frühen Neuzeit, bis hin zur Frühaufklärung, gehört diese Zuordnung zu den allgemein anerkannten Überzeugungen. Dieser Tradition zufolge ist Dichtung ein aus der 'similitudo' (Ähnlichkeit, Gleichnis) abgeleitetes Argument, das sich im Unterschied zu anderen Arten von Argumenten rhetorisch-affektiver Mittel bedient und den Zweck der moralischen Besserung durch Lob und Tadel verfolgt. Die zweite große Tradition nimmt ihren Ursprung im platonischhermetischen Schrifttum der Spätantike und findet ihren bedeutendsten Ausdruck im Neuplatonismus Ficinos (15. Jh.). Dieser Tradition zufolge ist der Dichter als ein 'Seher' (vates) von einem 'göttlichen Wahnsinn' (enthousiasmus, furor) besessen und spricht seine Verse wie Prophezeiungen. Als 'theologia poetica' steht die Dichtung als Wissensform neben der Offenbarung, weit über den nur menschlichen Wissenschaften. Während die 'logische Poetik' in der ganzen Frühen Neuzeit in den Lehrbüchern der Universitäten vermittelt wurde, wurde die 'prophetische Poetik' in eher apokryphen Traditionen überliefert, bis sie schließlich im 18. Jh. als Genielehre die logische Zuordnung endgültig verdrängte. Gegenstand des Projektes ist 1. eine Rekonstruktion der 'logischen' und der 'prophetischen' Theorie der Dichtung selbst in ihren mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Formulierungen, die dann als Grundlage für 2. eine Darstellung der Modifikationen, die beide Theorien in der Frühen Neuzeit erleben, dienen soll.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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