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Die frühe Piscivorie von 0+ Flussbarschen vor dem Hintergrund von Habitat- und Nahrungsnischenwechsel bzw. Wintermortalität

Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung von 2004 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5440393
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Phänomen der frühen Piscivorie beim Europäischen Flussbarsch (Perca fluviatilis) war zwar schon mehrfach beschrieben worden, die Folgen für die Populationsdynamik dieser Schlüsselart in vielen europäischen Gewässern sowie Funktionalitäten und Mechanismen in diesem ungewöhnlichen Räuber-Beute System blieben jedoch häufig unklar und ließen eine Reihe von Fragen offen. Wir konnten mit unseren Untersuchungen zeigen, dass eine Spezialisierung auf altemative Nahrungsquellen in der Juvenilentwicklung des Flussbarsches in der Regel mit dem primären Habitatshift zum Litoral beginnt. Der Grad der Spezialisiemng schien jeweils negativ mit dem Nahrungsangebot gekoppelt zu sein. Im Litoral treffen die juvenilen Barsche dann auch erstmals auf Brachsenlarven (Abramis brama) als potentielle Beute. In Abhängigkeit vom Schlupfzeitpunkt beider Arten können aufgrund der Maulspaltenlimirierung entweder (1) keine Individuen, (2) nur ein Teil oder (3) alle Flussbarsche der Jahrgangskohorte junge Brachsen fressen und mit dieser energiereichen Nahrung extrem gut wachsen. Dies führt bei (1) zu einer sich verstärkenden Konkurrenzsituation mit den Brachsen um vorhandene Nahrungsquellen, geringen mittleren Wachstumsraten und einer geringen Größendifferenz innerhalb der Jahrgangskohorte des Flussbarsches, ein Phänomen was im Experiment auch mit Rotaugen (Rutilus rutilus) als potentielle Beute auftrat, bei (2) zu sich erhöhenden Größendifferenzen innerhalb der Jahrgangskohorte, bis hin zu bimodalen Längenhäufigkeits-Verteilungen und schließlich sogar bis zum Intrakohort-Kannibalismus (Versuchsteiche) und Maximalgrößen bis zu 185 mm am Ende des ersten Sommers, oder bei (3) wiederum zu geringen Größendifferenzen, aber insgesamt höheren Totallängen der gesamten Jahrgangskohorte, weil potentielle Konkurrenten frühzeitig gefressen worden waren. Insbesondere das Auftreten von ausgeprägten Größendifferenzen innerhalb der Jahrgangskohorte des Flussbarsches hat weit reichende Folgen: Es entwickeln sich unterschiedliche Morphotypen, die zudem unterschiedliche Verhaltensweisen und Leistungen bezüglich der Nahrungssuche und der Räubervermeidung zeigen. Des weiteren können große und kleine Barsche der juvenilen Jahrgangskohorte bis zum Herbst unterschiedliche Mengen an Reservestoffen aufbauen, die im ersten Winter für die kleinen Barsche meist zu gering sind, weshalb dieser Teil der Jahrgangskohorte hohe Mortalitätsraten verzeichnet. Die großen Individuen mit vielen Reservestoffen überieben den ersten Winter in weitaus höheren Raten und können somit, auch aufgrund frühzeitiger Geschlechtsreife, vermehrt zum reproduktiven Potential der Population beitragen. Damit erscheint eine evolutive Komponente durch die früher Piscivorie und die sich hierdurch entwickelnden Größendifferenzen innerhalb der juvenilen Jahrgangskohorte des Flussbarsches nicht mehr ausgeschlossen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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